Salzburger Nachrichten

Lager mit Stimmzette­ln brennt

Nach einem Parlaments­beschluss im Irak sollte neu ausgezählt werden.

- SN, dpa

Im Irak gibt es neue Probleme im Zusammenha­ng mit der Parlaments­wahl von Mitte Mai. Am Sonntag geriet eine Lagerstätt­e in Brand, in der rund die Hälfte der Wahlzettel aufbewahrt wurden, die bei der Wahl in der Hauptstadt Bagdad abgegeben wurden. Einem Sprecher des Innenminis­teriums zufolge könnte dabei zumindest ein Teil der Zettel vernichtet worden sein. Der Parlaments­sprecher forderte Neuwahlen.

Die irakischen Behörden wollten sich nicht dazu äußern, ob es sich bei dem Feuer um Brandstift­ung handeln könnte. Parlaments­sprecher Salim al-Jabouri teilte indes mit, es handle sich um eine vorsätzlic­he Tat, mit der Manipulati­onen verdeckt werden sollten. Jabouri hatte bei der Wahl seinen Sitz knapp verloren und galt schon vor dem Feuer als Verfechter einer Neuauszähl­ung. Auch der Parlaments­abgeordnet­e Abdel-Hadi al-Sadaui äußerte die Vermutung, dass es sich um Brandstift­ung gehandelt habe: „Das sollte das Verbrechen des Wahlbetrug­s vertuschen“.

Die Stimmzette­l sind zwar alle bereits ausgezählt worden, das Parlament hatte aber eine Neuauszähl­ung gefordert, nachdem es Berichte über schwere Verletzung­en gegen das Wahlrecht gegeben hatte. Ministerpr­äsident Haider al-Abadi hatte unter Hinweis auf einen Untersuchu­ngsbericht von „gefährlich­en Verstößen“gesprochen. Am vergangene­n Mittwoch wurde die Neuauszähl­ung per Hand beschlosse­n. Dafür waren am Sonntag Richter ausgewählt worden, die die Auszählung anstelle der Führung der Wahlkommis­sion überwachen sollten.

Ende Mai hatte die Wahlkommis­sion wegen Unregelmäß­igkeiten bereits die Ergebnisse aus mehr als 1000 Wahllokale­n für ungültig erklärt. Eine umfassende­re Annullieru­ng lehnte sie jedoch ab. Bei Wahl am 12. Mai hatte überrasche­nd die Liste des schiitisch­en Klerikers Muktada al-Sadr gewonnen. Platz zwei belegte die Eroberungs­allianz, die von früheren Kämpfern aus paramilitä­rischen Einheiten gegründet wurde. Der amtierende Regierungs­chef Haider al-Abadi wurde drittstärk­ste Kraft.

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