Als kehrten Beatles oder Picasso zurück
Keine Bruchstücke, ein richtiges Album: Es gibt Neues von Jazzlegende John Coltrane.
Es ist eine Sensation – so als würde ein neues Beatles-Album auftauchen oder ein neues Werk von Picasso: Nach mehr als 50 Jahren wird ein lang verschollenes Album der Jazz-Legende John Coltrane veröffentlicht. Coltrane, gestorben 1967, gilt im Jazz und damit in der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts als eine der wichtiges Figuren, eine künstlerische Lichtgestalt, die den Weg in eine neue Welt wies.
Die noch nie öffentlich gespielte Platte „Both Directions at Once: The Lost Album“kommt Ende Juni auf den Markt. Dies teilte die Plattenfirma Impulse! mit. Es sei, „als ob man eine neue Kammer in der Großen Pyramide finden würde“, erklärte der Jazz-Saxofonist Sonny Rollins, der schon 1956 mit John Coltrane zusammen gespielt hatte.
Es handelt sich dabei nicht um Studio-Fundstücke oder Archivschätze, wie sie aus dem Nachlass legendärer Musiker immer wieder ausgegraben und dann sehr oft verramscht werden. Im Fall von „Both Directions at Once: The Lost Album“erscheint ein richtiges, fast fertiges Album. Aufgenommen worden war es im Studio von Rudy Van Gelder in Englewood Cliffs, einem Ort auf Felsen hoch über dem Hudson River in New Jersey, ein paar Kilometer nördlich von New York City. Dort wurden einige der wegweisenden Jazzplatten der 1950er- und 1960er-Jahre eingespielt.
Coltrane nahm die sieben Stücke des Albums 1963 mit seinem Quartett auf. Im gleichen Studio hat das Quartett ein Jahr später das Album „A Love Supreme“aufgenommen. Es gilt als eine der besten und einflussreichsten Jazz-Platten überhaupt.
Die Tonbänder mit den Aufnahmen zu dem verschollenen Album wurden von der Familie von Coltranes erster Frau Juanita Naima Coltrane entdeckt. Sie hatte die Bänder in ihrem Haus im New Yorker Stadtteil Queens aufbewahrt.