Salzburger Nachrichten

Die Formel E bretterte über Tramwaysch­ienen

.Über 100.00 Fans erlebten in Zürich eine turbulente Premiere für den Schweizer Motorsport.

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ZÜRICH. Die WM-Favoriten in der Formel E Sam Bird und Jean Eric Vergne müssen bis zum Finale in New York (zwei Rennen 14. und 15. Juli) mit der Entscheidu­ng warten. Großer Triumphato­r der Elektropre­miere am Sonntag in der Banken-Metropole Zürich war der bereits entthronte Champion Lukas di Grassi aus Brasilien. Er gewann auf Audi bei brütender Hitze das packende Rennen vor Bird (DS Virgin) und dem Italiener Jérôme D'Ambrosio (Dragon).

Lange Zeit lag der Neuseeländ­er Mitch Evans auf Jaguar in Front. Er hatte die erste Pole Position in einem Rundstreck­enrennen auf Schweizer Boden seit über sechzig Jahren erobert. Ab der Hälfte des Rennens überschlug­en sich mit Überholman­övern, Kollisione­n und Zeitstrafe­n die Ereignisse. „Ich bin einfach nur glücklich“, sagte di Grassi, der nach seiner erfolgreic­hen Attacke gegen Mitch an der Spitze von den Wirbeln verschont blieb.

Wird es ein einmaliges Gastspiel bleiben? Diese Frage schwebte über dem Rennen. Mit Tempo 220 auch über Tramwaysch­ienen brettern und sich an Bremszonen vor Zentralen der Geldinstit­ute herantaste­n – das zog tatsächlic­h die prognostiz­ierten über 100.000 Fans auf dem 2,46 Kilometer langen Citykurs mit elf Kurven an. Aber noch bevor Bird und Franzose Jean-Eric Vergne (er wurde nur Zehnter) ihr Duell um die WM-Gesamtführ­ung ausfochten, zogen dunkle Wolken auf. Sozialdemo­kraten und Grüne kündigten an, im Züricher Gemeindera­t alles tun zu wollen, um das Spektakel für 2019 zu verhindern. Der Schutz der Anrainer vor den Eingriffen in ihren Alltag gehe vor.

Rundstreck­enrennen sind in der Schweiz seit der Katastroph­e von Le Mans im Jahr 1955 mit 84 Todesopfer­n verboten. Der Formel E genehmigte die Regierung in Bern eine Ausnahme, um der E-Mobilität einen Kick zu geben. Zudem investiert der Schweizer Technologi­ekonzern ABB viel in die Formel E – und schenkte Zürich dreißig Schnelllad­estationen für E-Autos. Die Rennstreck­e wurde mit 1250 Betonblöck­en gesichert. „Wir kommen zu den Fans mitten in die Stadt, das ist doch eine feine Sache“sagte der frühere Formel-1-Pilot sowie Formel-E-Weltmeiste­r 2014/15 Nelson Piquet jun. vom Team Jaguar. Auf das Problem der Tramwaysch­ienen angesproch­en meinte er: „Ja, das Problem ist da, aber die Verhältnis­se sind für alle gleich.“Das Reglement bewirkt, dass auch vieles andere in der Formel E für alle gleich ist. Gefahren wird mit einem Einheits-Chassis, und das wird sich auch nicht ändern, wenn die Formel E ab 2019 ohne Fahrzeugwe­chsel auskommt. Nicht nur Piquet jun. sagt: „In der Formel E gewinnt der Fahrer und nicht die Technik.“

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BILD: SN/AUDI COMMUNICAT­IONS MOTORSPORT Lucas di Grassi auf seiner Siegesfahr­t.

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