Salzburger Nachrichten

Das Hin und Her um den neuen Fußball-Liebling

- Joachim Glaser

Im Sommer 1987 wurde den Salzburger Fußballfan­s ein neuer Liebling geschenkt: Heimo Pfeifenber­ger, gerade einmal 21 Jahre jung, wurde von der Austria für eine Leihgebühr von 30.000 Schilling aus dem Lungau geholt. Dort hatte er für seinen Heimatvere­in Zederhaus in zwei Spieljahre­n 109 Tore erzielt. In Salzburg legte der hochgewach­sene Stürmer die Basis für seine große Karriere, im Frühjahr 1988 begann ein wochenlang­es Gerangel um den „Shooting Star“, den man unbedingt in Lehen halten wollte, weil man nach dem neuerlich verpassten Aufstieg in die 1. Division einen neuen Anlauf mit einer starken Mannschaft unternehme­n wollte. So stellte sich auch der im April für Hannes Winklbauer gekommene neue Trainer Kurt Wiebach die Aufgabe für 1988/89 vor.

Man hatte vor 30 Jahren die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht – die Trainer der großen Klubs gingen auf Beutezug. Ernst Happel holte Leo Lainer nach Innsbruck, Otto Baric war auf Pfeifenber­ger „heiß“. Und dieser Transfer wurde zu einem Tauziehen, bei dem die Wahrheiten fast täglich wechselten. Austria Salzburg will diese oder jene Summe (3,5 Millionen Schilling Ablöse), Pfeifenber­ger hat schon in Wien verhandelt, Pfeifenber­ger hat noch nicht verhandelt (O-Ton am 7. Juni „nach Wien werde ich nicht übersiedel­n“), ein Vertrag wurde schon unterzeich­net, sofort das Dementi, es sei nur eine Art Vorvertrag. Zum Trainingsa­uftakt konnte Wiebach den begehrten jungen Mann begrüßen, auch beim ersten Testspiel in Kaprun gegen eine Pinzgauer Auswahl war er dabei. Bleibt er vielleicht doch? Nein, nein, jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. Die Bosse Quehenberg­er und Holzbach einigten sich, Pfeifenber­ger übersiedel­te nach Wien. Ein für die Transferze­it fast übliches „Theater“hatte sein Ende gefunden.

Vier Jahre spielte Pfeifenber­ger für Rapid, 1992 kehrte er für ebenfalls vier Jahre nach Lehen zurück, dann ging es für zwei Jahre zu Werder Bremen in die deutsche Bundesliga, dann folgte von 1998 bis 2004 wieder Austria Salzburg. In 403 Punktspiel­en in Österreich und Deutschlan­d stehen 133 Tore zu Buche, dazu kommen 40 Länderspie­le, zwei WM-Teilnahmen, das legendäre UEFA-CupFinale 1994 gegen Inter Mailand, die Trophäen für den Torschütze­nkönig und Fußballer des Jahres 1994 und die Wahl zum Salzburger Jahrhunder­t-Fußballer. Seit über einem Jahrzehnt sitzt Pfeifenber­ger mit Unterbrech­ungen auf der Trainerban­k, auf Grödig folgten Wr. Neustadt und bis März 2018 Wolfsberg. Wo wird der knapp 52-jährige bald anheuern?

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BILD: SN/GEPA Heimo Pfeifenber­ger spielte 1996 im Dress von Werder Bremen und als Kollege von Andreas Herzog.

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