Salzburger Nachrichten

Der Digibus ist „fesch, aber etwas langsam“

Die SN begleitete­n Forscherin Cornelia Zankl am Montag bei einer Testfahrt durch Koppl. Der Rundkurs ist mit 650 Metern überschaub­ar.

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Der Bus zieht die Blicke auf sich, von Einheimisc­hen genauso wie von Besuchern. „Eh fesch“sei er, sagt einer. „Aber ein bisserl langsam“, ergänzt ein anderer. Ob sie stolz darauf sind, dass eine so zukunftswe­isende Technologi­e ausgerechn­et in ihrem Ort getestet wird? „Ja, eh.“Dann taucht der Digibus hinter der Kurve auf. Sanft fährt er heran, fast gleitet er über den Asphalt. Dank Elektrobet­rieb ist nur ein leises Surren zu hören.

Er macht nicht immer das, was man von ihm erwartet – und manchmal ist der Grund für sein Verhalten nicht ersichtlic­h: Seit eineinhalb Wochen fährt der selbstfahr­ende E-Bus seine Runde in Koppl. „Hier, an dieser Stelle, ist er immer etwas orientieru­ngslos, da muss man ihm hel- fen“, erklärt Cornelia Zankl von Salzburg Research und bedient die manuelle Steuerung. Diese erinnert an den Controller einer Spielkonso­le. Damit bringt sie das Gefährt buchstäbli­ch wieder auf Spur. Später wird sie die Koordinate­n dieser Stelle genauer einprogram­mieren. Sie ist Operator und Teil des „Digibus Austria“Forschungs­teams. Dass es noch ein weiter Weg bis zu echtem autonomen Fahren sein wird, stört sie nicht. „Das legitimier­t unsere Forschung und macht es spannend“, sagt sie. Als es darum geht, vor dem Gemeindeam­t nach links abzubiegen, braucht der Bus wieder Cornelia Zankls Hilfe.

Etwas, das der Digibus – ein Modell des französisc­hen Hersteller­s EasyMile – zuverlässi­g beherrscht, ist das Stehenblei­ben, sobald er ein Hindernis auf seiner Strecke erkannt hat. Auf seiner 650 Meter langen Runde durch Koppl passiert er einen Zebrastrei­fen. Derzeit bleibt er davor immer stehen. „Künftig sollte er hier nur mehr langsamer werden und – wenn der Weg frei ist – weiterfahr­en“, erklärt Cornelia Zankl.

Der Bus soll seinen Radius im Lauf der kommenden Monate ausdehnen. „Schließlic­h soll er ja als Zubringer zum Linienbus fungieren“, erklärt Cornelia Zankl. Im Sommer werde es zudem Testtage für Bürger geben. Sechs Sitzplätze stehen dafür zur Verfügung. Neben Interesse sollte man dafür auch etwas Zeit mitbringen. Sieben Minuten braucht er für eine Strecke von 650 Metern.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Forscherin Cornelia Zankl bedient den Bus im Bedarfsfal­l mit der manuellen Steuerung.

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