Wünsche und Drohungen eines „Paten“per Tweet
Wer Trumps Eitelkeit nicht streichelt, muss damit rechnen, dass ihm allerlei Drohungen ins Haus flattern.
Er ist schon ein rechter Wirbelwind, der Präsident der USA. Gerade noch hat er die Verbündeten seines Landes unmittelbar nach Ende des G7-Gipfels vor den Kopf gestoßen, schon lobt er den brutalen Diktator Nordkoreas als „talentierten Mann“, zu dem er sofort eine „besondere Verbindung“aufgebaut habe. Böse Zungen behaupten, Kim Jong Un habe Trumps Eitelkeit wohl hinreichend geschmeichelt, um solches Lob zu kassieren. Was das Dokument wert ist, das die beiden in Singapur unterzeichnet haben, wird sich erst herausstellen, wenn es um die konkrete Umsetzung der Abrüstung geht. Ein flaues Gefühl bleibt trotzdem: Der US-Präsident prügelt seine Verbündeten und verbündet sich mit Autokraten wie Putin und Tyrannen wie Kim.
Für Trump geht es aber schon heute weiter mit einer wichtigen Entscheidung. In Moskau, wo ja auch sein Förderer Wladimir Putin sitzt, entscheidet der Weltfußballverband darüber, wo 2026 die übernächste Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden soll. Die Bewerber könnten unterschiedlicher nicht sein: Das kleine Marokko steht gegen eine gemeinsame Bewerbung der USA, Mexikos und Kanadas – fast der ganze nordamerikanische Kontinent – unter dem Titel „United 2026“, also „Gemeinsam 2026“.
Verständlich, dass die US-Offerte die Unterstützung des Präsidenten genießt. Verständlich, dass der Mann bei dieser Bewerbung seine stärkste Waffe einsetzt, sein Twitter-Account. Ende April schickte Donald Trump eine unverhüllte Drohung in die Welt, vor allem an all die Sportverbände, die heute per Wahl über den Austragungsort für 2026 entscheiden werden. Es wäre doch „eine Schande“, meinte der Präsident, wenn Länder, die von den USA Unterstützung erhielten, jetzt gegen die Bewerbung der USA stimmten. Solcherart will Trump sichtlich Stimmung machen und Stimmen sammeln, und sei es auch, dass er allen mögli- chen Leuten den Arm auf den Rücken drehen muss.
Das ist sozusagen „Bestechung verkehrt“, wie wir sie aus billigen Mafia-Schundromanen und Mafia-Filmen kennen. Der Pate verspricht nicht Belohnung für Wohlverhalten, sondern schwere Strafe für jeden, der nicht gehorcht.
Abgesehen davon: Fußball ist in den USA wenig populär und gilt im Vergleich zu American Football als „sissy sport“(Sport für Weicheier). In die Jahre gekommene europäische und lateinamerikanischer Stars fanden und finden in den USA noch einmal eine Beschäftigung, ehe sie gänzlich in Pension gehen.
Und von „gemeinsam“kann keine Rede sein: Trump will noch immer eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und stellte Kanada jüngst als einen der Hauptfeinde in seinem Handelskrieg mit der ganzen Welt hin.