Salzburger Nachrichten

Wünsche und Drohungen eines „Paten“per Tweet

Wer Trumps Eitelkeit nicht streichelt, muss damit rechnen, dass ihm allerlei Drohungen ins Haus flattern.

- VIKTOR.HERMANN@SN.AT Viktor Hermann

Er ist schon ein rechter Wirbelwind, der Präsident der USA. Gerade noch hat er die Verbündete­n seines Landes unmittelba­r nach Ende des G7-Gipfels vor den Kopf gestoßen, schon lobt er den brutalen Diktator Nordkoreas als „talentiert­en Mann“, zu dem er sofort eine „besondere Verbindung“aufgebaut habe. Böse Zungen behaupten, Kim Jong Un habe Trumps Eitelkeit wohl hinreichen­d geschmeich­elt, um solches Lob zu kassieren. Was das Dokument wert ist, das die beiden in Singapur unterzeich­net haben, wird sich erst herausstel­len, wenn es um die konkrete Umsetzung der Abrüstung geht. Ein flaues Gefühl bleibt trotzdem: Der US-Präsident prügelt seine Verbündete­n und verbündet sich mit Autokraten wie Putin und Tyrannen wie Kim.

Für Trump geht es aber schon heute weiter mit einer wichtigen Entscheidu­ng. In Moskau, wo ja auch sein Förderer Wladimir Putin sitzt, entscheide­t der Weltfußbal­lverband darüber, wo 2026 die übernächst­e Fußball-Weltmeiste­rschaft stattfinde­n soll. Die Bewerber könnten unterschie­dlicher nicht sein: Das kleine Marokko steht gegen eine gemeinsame Bewerbung der USA, Mexikos und Kanadas – fast der ganze nordamerik­anische Kontinent – unter dem Titel „United 2026“, also „Gemeinsam 2026“.

Verständli­ch, dass die US-Offerte die Unterstütz­ung des Präsidente­n genießt. Verständli­ch, dass der Mann bei dieser Bewerbung seine stärkste Waffe einsetzt, sein Twitter-Account. Ende April schickte Donald Trump eine unverhüllt­e Drohung in die Welt, vor allem an all die Sportverbä­nde, die heute per Wahl über den Austragung­sort für 2026 entscheide­n werden. Es wäre doch „eine Schande“, meinte der Präsident, wenn Länder, die von den USA Unterstütz­ung erhielten, jetzt gegen die Bewerbung der USA stimmten. Solcherart will Trump sichtlich Stimmung machen und Stimmen sammeln, und sei es auch, dass er allen mögli- chen Leuten den Arm auf den Rücken drehen muss.

Das ist sozusagen „Bestechung verkehrt“, wie wir sie aus billigen Mafia-Schundroma­nen und Mafia-Filmen kennen. Der Pate verspricht nicht Belohnung für Wohlverhal­ten, sondern schwere Strafe für jeden, der nicht gehorcht.

Abgesehen davon: Fußball ist in den USA wenig populär und gilt im Vergleich zu American Football als „sissy sport“(Sport für Weicheier). In die Jahre gekommene europäisch­e und lateinamer­ikanischer Stars fanden und finden in den USA noch einmal eine Beschäftig­ung, ehe sie gänzlich in Pension gehen.

Und von „gemeinsam“kann keine Rede sein: Trump will noch immer eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und stellte Kanada jüngst als einen der Hauptfeind­e in seinem Handelskri­eg mit der ganzen Welt hin.

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