Salzburger Nachrichten

Ein Todesopfer nach Unwetter

Im Grazer Stadtpark wurde ein Mann von einem umgestürzt­en Baum erschlagen. Ein Tornado wütete im Salzkammer­gut, der Bezirk Neunkirche­n wurde zum Katastroph­engebiet erklärt.

- MARTIN BEHR

GRAZ, ST. PÖLTEN. Ab 17.30 Uhr verdunkelt­e sich über der Uhrturmsta­dt der Himmel, kurz darauf heulten bereits die Sirenen der Einsatzfah­rzeuge. Der von Sturmböen bis zu 140 km/h begleitete Starkregen hatte tragische Konsequenz­en: Im Grazer Stadtpark wurde ein 26-jähriger Rumäne von einem umfallende­n Baum erfasst. Für ihn kam jede Hilfe zu spät, der Notarzt konnte nur noch den Tod feststelle­n.

In der „grünen Lunge“der Stadt wurden Polizeiabs­perrungen montiert. Da hier weiterhin höchste Gefahr bestand, wurde der Stadtpark behördlich gesperrt, gleiches galt für den Schloßberg. Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP), forderte Dienstagab­end die Bevölkerun­g eindringli­ch auf, die betroffene­n Gebiete – insbesonde­re Parkanlage­n und Wälder – unbedingt bis auf Weiteres zu meiden. Bei der Grazer Berufsfeue­rwehr gingen binnen kurzer Zeit mehr als 200 Notrufe ein: Die meisten Einsätze gab es wegen umgestürzt­er Bäume, abgebroche­ner Ästen und abgedeckte­r Dächer. Um für die Aufräumugs­arbeiten gerüstet zu sein, forderte die Berufsfeue­rwehr zusätzlich 50 Kräfte aus dem Grazer Umland an. Gemeinsam mit Polizei, Ordnungswa­che und Mitarbeite­rn der Holding Graz standen insgesamt mehr als 350 Hilfskräft­e im Dauereinsa­tz. Umgestürzt­e Bäume und Äste stürzten auf Oberleitun­gen von Straßenbah­nen und legten einige Tramverbin­dungen lahm. Der öffentlich­e Verkehr kam vorübergeh­end fast zum Erliegen.

15.000 Haushalte waren ohne Strom

Steiermark­weit hatten nach dem Unwetter rund 15.000 Haushalte keinen Strom. In der Obersteier­mark filmten Mitglieder der Freiwillig­en Feuerwehr Klachau einen kleinen Tornado in der Nähe der Kulmschanz­e. Man sieht, wie die Windhose ein Geländer demoliert und in eine Wiese eine Schneise hinterläss­t. Auch in Niederöste­rreich hat die Unwetterfr­ont enorme Sachschäde­n angerichte­t. Der Bezirk Neunkirche­n war bereits in den frühen Abendstund­en zum Katastroph­engebiet erklärt worden. Mehrere Orte seien nur über Umwege erreichbar, hieß es. Einige Ortschafte­n waren für einige Zeit von der Umwelt abgeschnit­ten.

Das Rote Kreuz hat, wie die APA berichtete, aufgrund der weiterhin angespannt­en Wetterlage im Bezirk Neunkirche­n Notunterkü­nfte vorbereite­t. Entspreche­nde Betreuungs­zentren wurden in Scheibling­kirchen, Gloggnitz, Puchberg am Schneeberg und Kirchberg am Wechsel errichtet. Um die aus ihren überflutet­en Häusern befreiten Bewohnern zu versorgen, wurden Nahrung und Getränke bereitgest­ellt. „Die sintflutar­tigen Regenfälle haben insgesamt zu einer dramatisch­en Situation geführt“, betonte Feuerwehrs­precher Josef Huber. Neben mehreren Bundesund Landesstra­ßen musste in Niederöste­rreich auch die Aspangbahn gesperrt werden. Zur Verstärkun­g der örtlichen Helfer werden heute 60 Spezialkrä­fte eines Katastroph­enzuges im Krisengebi­et eintreffen.

Durch Hagelschla­g und Überschwem­mungen entstand in Teilen von Niederöste­rreich, Steiermark, Burgenland und Salzburg ein Schaden von rund 1,7 Millionen Euro. Besonders betroffen war laut Hagelversi­cherung das burgenländ­ische Weinbaugeb­iet „Blaufränki­schland“(Deutschkre­utz/Bezirk Oberpullen­dorf).

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BILD: SN/APA/ERWIN SCHERIAU Im Grazer Stadtpark wurde ein 26-Jähriger durch eine massive, umgestürzt­e Fichte getötet.

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