Nobel-Akademie: Anklage wegen Vergewaltigung
Skandal um Literaturnobelpreisvergabe: Ehemann von Akademiemitglied muss vor Gericht.
Der Skandal um die für die Vergabe des Literaturnobelpreises zuständige Schwedische Akademie kommt vor Gericht: Der Ehemann eines jahrelangen Akademiemitglieds wurde wegen Vergewaltigung angeklagt. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in Stockholm am Dienstag mit. Der 71-jährige Franzose Jean-Claude Arnault soll sich wegen Vergewaltigung in zwei Fällen verantworten.
Im November war der Ehemann von Katarina Frostenson im Zuge der #MeToo-Kampagne von achtzehn Frauen wegen Übergriffen beschuldigt worden. Nach Recherchen der Zeitung „Dagens Nyheter“soll Arnault über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Mitarbeiterinnen sowie Frauen und Töchter von Akademiemitgliedern sexuell belästigt oder missbraucht haben.
Der Umgang mit dem Skandal sorgte innerhalb der Akademie für großen Streit. Sechs der achtzehn Mitglieder legten ihre Ämter nieder, darunter auch Katarina Frostenson. Die Vergabe des Literaturnobelpreises für das Jahr 2018 wurde daraufhin verschoben. Er soll nach bisherigen Planungen zusammen mit dem Preisträger für 2019 verkündet werden. Der jetzt erhobenen Anklage zufolge soll Arnault eine Frau in Stockholm im Jahr 2011 in zwei Fällen vergewaltigt haben. Im ersten Fall habe er die „stark verängstigte“Frau zum Sex gezwungen, Monate später habe er sie im Schlaf vergewaltigt. Eine Anwältin des mutmaßlichen Opfers erklärte, die Frau sei sehr erleichtert, dass Arnault nun vor Gericht komme. Sie sei von ihm „auf besonders ernste Weise verletzt und erniedrigt worden“. Ein Anwalt des Angeklagten reagierte zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme. Es lägen ausreichende Beweise vor, um Anklage zu erheben, sagte die Staatsanwältin Christina Voigt. Zeugenaussagen stützten die Angaben des mutmaßlichen Opfers.