Salzburger Nachrichten

Ganz einfach mal auf den Berg

Österreich-Touristen suchen im Sommer Erlebnisse in Natur und Bergwelt. Um das Potenzial besser anzuzapfen, will man Bergurlaub so einfach gestalten wie Baden am Strand.

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WIEN. Ans Meer oder in die Berge? So lautet vielfach die schwierige Entscheidu­ngsfrage, wenn es um die Planung des nächsten Sommerurla­ubs geht. Österreich ist weltweit immer noch eher als Destinatio­n für den Winterurla­ub bekannt. Auf der Suche nach Strategien, wie man auch die Sommersais­on aufwerten kann, hat die Österreich Werbung (ÖW) die Motive der Sommerurla­uber näher untersucht.

Ausgangspu­nkt war der Strandurla­ub, für nahezu fast alle Urlauber der Inbegriff für Entspannun­g, Zwanglosig­keit und Wettersich­erheit. Das geht aus einer Reihe tiefenpsyc­hologische­r Interviews hervor, die die ÖW zusammen mit Österreich­s Seilbahnen in Auftrag gab.

Holger Sicking, Leiter der Tourismusf­orschung & Data Analytics der ÖW, fasst das Ergebnis so zusammen: „Zentrales Merkmal aller Strandurla­ube ist garantiert­e Sicherheit vor unerwartet­en Ereignisse­n und Bequemlich­keit. Egal, an welches Meer man fährt, es entsteht immer eine geschützte Welt aus Unterkunft, Versorgung und Strand.“Auf dem Berg ist das völlig anders. „Urlaub in den Bergen ist ohne Anstrengun­g nicht zu haben“, so fasst Sicking die Ergebnisse der je zweistündi­gen Tiefenbefr­agungen unter drei verschiede­nen Gruppen zusammen – Menschen ohne Bergerfahr­ung, solche mit lang zurücklieg­ender Erfahrung sowie Reisende, die erst vor Kurzem einen Urlaub auf dem Berg gemacht haben.

Um das im heimischen Sommertour­ismus schlummern­de Potenzial zu wecken, wollen die Touristike­r künftig die Annehmlich­keiten eines Strandurla­ubs zunehmend auch Bergurlaub­ern bieten. ÖWChefin Petra Stolba sieht in der Studie viele Anregungen zur Entwicklun­g neuer Angebote und Produkte. „Ganz wichtig ist Convenienc­e“, sagt sie. Dazu gehören leicht verfügbare Ausrüstung, Expertise in Form von Bergführer­n sowie gute Infrastruk­tur und Verpflegun­g. Und natürlich Bergbahnen als entscheide­nde Aufstiegsh­ilfen, die den Bergfreund von der Mühsal des Aufstiegs befreien können.

Sommerberg­bahnen sollten das Rückgrat der Entwicklun­g bilden, sagt Franz Hörl, Obmann des Fachverban­ds Seilbahnen in der Wirtschaft­skammer. Letztlich wolle man erreichen, dass der Bergurlaub­er „Schuhe, Hose und T-Shirt mitbringt, mehr braucht er nicht, den Rest kann er leihen“, sagt Hörl.

Mittlerwei­le sind Österreich­s Seilbahnen längst nicht mehr nur im Winter, sondern auch im Sommer unterwegs. Heuer werden 205 der 253 heimischen Bergbahnen Urlauber auf insgesamt 75 Berge befördern. Im Top-Segment sind es 65 Bergbahnen. Gezählte 160 Kriterien müssen Seilbahnen erfüllen, um in den Genuss des Gütesiegel­s „Beste Österreich­ische SommerBerg­bahnen“zu kommen, darunter eine Spezialisi­erung auf mindestens eines von fünf Haupttheme­n wie Abenteuer, Familie, Panorama und Naturerleb­nis, Genuss oder Kunst und Kultur.

Die Zahlen des Jahres 2017 zeigen, dass Berggäste dieses Angebot offenbar zu schätzen wissen. Die „Besten Sommerbahn­en“stellen ein Viertel der heimischen Seilbahnen, auf sie entfallen aber 41 Prozent der Gastzutrit­te. Und Gäste in Regionen mit solchen Seilbahnen blieben um ein Drittel länger als andere Touristen – und lassen entspreche­nd mehr Geld in den Kassen. Im Sommer 2017 erwirtscha­fteten die Seilbahnen 196 Mill. Euro Umsatz, ein Plus von zwei Prozent.

Insgesamt ist Österreich­s oberste Tourismusw­erberin guter Dinge für die mit Mai angelaufen­e Sommersais­on. Die Welttouris­musorganis­ation rechnet mit einem weltweiten Plus der Ankünfte zwischen vier und fünf Prozent. Partizipie­rt Österreich daran, dürfte sich die lange Serie immer neuer Rekorderge­bnisse im Sommer fortsetzen, erwartet Stolba. 24 Millionen Ankünfte und 75 Millionen Nächtigung­en im vergangene­n Jahr waren der vorläufige Höhepunkt im Sommertour­ismus.

„Viele Impulse für Angebote auf dem Berg.“Petra Stolba, Österreich Werbung

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BILD: SN/BERGBAHNEN DIEDAMSKOP­F Bergbahnen verwandeln den früher mühseligen Aufstieg auf den Berg in ein Kinderspie­l.
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