Salzburger Nachrichten

Mesut Özil reiste schweigend nach Moskau

Deutschlan­ds Manager Oliver Bierhoff macht sich Sorgen um seine Spieler.

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Mit welchen Gefühlen İlkay Gündoğan den deutschen WM-Flieger nach Moskau bestieg, konnte kein Außenstehe­nder wirklich beurteilen. Ein unbeschwer­tes Gefühl aber kann es nicht gewesen sein. Spätestens nach den lauten Pfiffen gegen den Nationalsp­ieler bei der Generalpro­be von FußballWel­tmeister Deutschlan­d im Heimspiel gegen Saudi-Arabien steht fest, dass der 27 Jahre alte Gündoğan vor einer belasteten WM-Premiere in Russland steht.

Er sei „immer noch dankbar, für dieses Land zu spielen“, hatte der Mittelfeld­spieler am Tag nach den Unmutsbeku­ndungen gegen seine Person in Leverkusen via Twitter mitgeteilt. Die in Deutschlan­d kontrovers und aufgeregt diskutiert­e Affäre um die gemeinsame­n Fotos von Weltmeiste­r Mesut Özil und Gündoğan mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan wird auch nach dem Abflug der deutschen Nationalma­nnschaft ins WM-Land weiter ein großes Thema sein.

Inzwischen weiß auch die Sportliche Leitung, dass die Problemati­k durchaus den sportliche­n Aspekt bei der Fußball-WM beeinfluss­en kann. „Ich mache mir weniger Sorgen generell um die Mannschaft, sondern eher um die beiden Spieler. Es beschäftig­t Mesut und İlkay schon sehr“, räumte Nationalma­nnschafts-Manager Oliver Bierhoff ein. Die erste Erklärung von Gündoğan zu dem Treffen der beiden türkischst­ämmigen WM-Spieler mit Erdoğan vor einem Monat in London war den Zuschauern in Leverkusen wohl zu wenig – ein Großteil pfiff den gebürtigen Gelsenkirc­hener brutal aus. „Es war nie ein Thema, ein politische­s Statement zu setzen“, äußerte Gündoğan während des Trainingsl­agers in Südtirol in einem Interview.

Spielmache­r Özil schweigt beharrlich zum Thema – und will die Marschrout­e des Aussitzens offensicht­lich auch in Russland durchhalte­n. „Ich gehe davon aus, dass er es durchzieht“, sagte Bierhoff. Die Entscheidu­ng könne er nur schwer beeinfluss­en, machte er deutlich. Gerade in so einem persönlich­en Fall könne er Ratschläge geben, „aber muss ich ihnen etwas vorschreib­en? Das ist schwierig“.

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BILD: SN/APA Mesut Özil schweigt.
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BILD: SN/APA Mexicos Trainer Juan Carlos Osorio hat Probleme.

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