Salzburger Nachrichten

Früher wurde Karten gespielt, jetzt gewettet

- SN, APA

Für Sportwette­nanbieter sind Fußballwel­tmeistersc­haften ein großes Geschäft. Ein WM-Jahr beschert ihnen üblicherwe­ise zehn bis 15 Prozent mehr Umsatz. Die Anbieter geben extrem viel für Marketing aus, um langfristi­g neue Kunden zu gewinnen – auch im Glücksspie­lbereich. Branchenke­nner Andreas Kreutzer schätzt die Suchtgefah­r aber gering ein.

Fußballfan­s, die während der WM in Wettlokale gingen, gehe es in erster Linie ums Zuschauen und Mitfiebern, sagte Kreutzer, Chef und Eigentümer des Marktanaly­seanbieter­s Branchenra­dar. Er vergleicht die Sportwette­n mit dem gemeinsame­n Fernsehen oder Kartenspie­len im Wirtshaus der 1960er-Jahre. „Früher wurde um zwei Schilling gespielt, heute beträgt der Wetteinsat­z durchschni­ttlich ein bisschen über 20 Euro“, sagte der Berater zur APA. Wenn man die Inflation einrechne, seien die Beträge nicht größer geworden. „Keiner ist durch Sportwette­n reich geworden“, zumal es auch bei hohen Quoten, wenn man also auf Außenseite­r setze, nicht horrend viel zu gewinnen gebe.

Die Gefahr, dass Fußballwet­ten süchtig machen, sieht Kreutzer nicht, wenngleich es natürlich nicht auszuschli­eßen sei. Da bei Sportwette­n die Spielabfol­gen nicht sehr schnell seien – vom Einsatz bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Kunden wissen, ob sie gewonnen oder verloren haben, vergehen mitunter 45 Minuten –, sei die Suchtgefah­r geringer als im Casino.

Die Einschränk­ung von Sportwetta­utomaten, wie sie die Politik forciert, hält Kreutzer für den falschen Weg. „Die Politiker schaden damit den Konsumente­n, nicht dem Buchmacher“, so der Experte. Die Wetter seien nun gezwungen, am Schalter teure Kassawette­n abzuschlie­ßen. Sie am Automaten selbst einzutippe­n wäre billiger.

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