Erst in die Kirche, dann zur Angelobung
Mit einer großen Zeremonie wird die Regierung „Haslauer junior II“heute ihr Amt antreten. Viele neue Gesichter gibt es im Landtag.
Ein kleines Stoßgebet gen Himmel schicken. Das ist das Erste, was die neue Landesregierung heute, Mittwoch, macht. Noch bevor um 9 Uhr im Carabinierisaal in der Residenz die Angelobung der schwarz-grün-pinken Regierung und des Landtages vorgenommen wird, wird zu einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Michael am Residenzplatz eingeladen. Dieses Ritual hat 2013 Wilfried Haslauer mit seiner ersten Amtszeit als Landeshauptmann wieder eingeführt. Die Teilnahme am Gottesdienst ist freiwillig. Aber wie es der grüne LandeshauptmannStellvertreter Heinrich Schellhorn am Montag formulierte: „Kann ja nicht schaden, so ein Segen von oben.“
Angelobt werden aber auch 36 Abgeordnete. Viele von ihnen setzen das erste Mal einen Fuß in den Landtag. Für die Mehrheit ist es die erste Legislaturperiode – von 36 Abgeordneten sind 21 neu. Der neue Landtag gibt insgesamt aber ein buntes Bild ab – vom Arzt (Sebastian Huber, Neos) bis zur Molekularbiologin bei Red Bull (Stefanie Mösl, SPÖ).
Hier eine kleine Übersicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Jungspunde
Die jüngste Abgeordnete wird FPÖ-Klubchefin Marlene Svazek mit 26 Jahren. Damit ist sie um drei Monate jünger als die zweitjüngste Abgeordnete, Martina Jöbstl von der ÖVP. Mit 27 Jahren zählt auch Elisabeth Huber (ÖVP) zu den Jungspunden im neuen Landtag.
Haudegen
Die Riege der Arrivierten im neuen Landtag führt Walter Steidl an. Der SPÖ-Chef ist mit 60 Jahren auch der Älteste und wird daher als „Altersvorsitzender“auch die konstituierende Sitzung des Landtages leiten. Steidl sitzt bereits seit 1999 im Landtag. Auch SPÖ-Abgeordneter Roland Meisl zählt bereits zu den Haudegen. Meisl ist seit 2006 Abgeordneter. Noch etwas länger, nämlich seit 2004, sitzen die beiden ÖVP-Abgeordneten Hans Scharfetter und Michael Obermoser im Salzburger Landtag.
Pendlerkönig
Michael Obermoser ist gleichzeitig jener Volksvertreter, der den weitesten Weg in den Chiemseehof hat. Von Wald im Pinzgau bis in die Stadt Salzburg sind es 140 Kilometer. Weil Obermoser aber 800 Meter von der Tiroler Grenze entfernt in Königsleiten wohnt, sind es in seinem Fall sogar 150 Kilometer. Zwei Stunden berechnet Google als Fahrzeit. „In Wirklichkeit sind es durch den Verkehr zweieinhalb Stunden“, sagt Obermoser. Bei Landtagssitzungen heißt es also um 5 Uhr Tagwache, Abfahrt jedenfalls vor sechs Uhr früh. Damit Obermoser pünktlich zur Landtagssitzung kommt, „lässt man auch mal laufen“. Das führt unweigerlich zu Radarstrafen. Drei bis vier Mal sei es schon vorgekommen, dass an einem Tag die Bezirkshauptmannschaft Pinzgau 30 Euro, die Bezirkshauptmannschaft Pongau 30 Euro und die Bezirkshauptmannschaft Tennengau 30 Euro von ihm kassiert habe. „Sammelaufträge“nennt das der Bürgermeister ironisch.
Viele Ortschefs
Auffallend in der Besetzung des neuen Landtages ist, dass ein Drittel der 15 ÖVP-Abgeordneten amtierende Bürgermeister sind. Da wäre mit Michael Obermoser der Ortschef von Wald im Pinzgau, dazu nach elf Jahren weiterhin im Landtag vertreten ist Manfred Sampl (Bürgermeister von St. Michael im Lungau). Abtenaus Ortschef Johann Schnitzhofer ist auch erneut in den Landtag eingezogen. Zwei neue ÖVP-Bürgermeister nehmen erstmals im Landesparlament Platz: Hannes Schernthaner aus Fusch und Simon Wallner aus Obertrum.
Bauern
Kein Salzburger Landtag kommt ohne Landwirte aus. Mit Maria Hutter zieht eine Bäuerin in die Landesregierung ein. In den Reihen der Abgeordneten finden sich aber vor allem auf ÖVP-Seite einige Landwirte. Da wäre Nebenerwerbsbäuerin Elisabeth Huber aus St. Veit im Pongau, Hans Scharfetter aus Bad Hofgastein und Johann Schnitzhofer, Bauer in Abtenau.
Migranten
Abgeordnete mit Migrationshintergrund sind jedenfalls selten im neuen Landtag. Die Grüne Kimbie Humer-Vogl wurde 1971 in Südafrika geboren und kam mit sechs Jahren nach Österreich. Karin Berger, FPÖ-Vizebürgermeisterin aus Lofer, wurde in Antwerpen in Belgien geboren.
Cartellverband
CV-Hintergrund haben neben LH Wilfried Haslauer im neuen Landtag drei Abgeordnete: Das wären der ÖVP-Geschäftsführer
Wolfgang Mayer, Hofrat Landesveterinärdirektor Josef Schöchl (ÖVP) sowie Neos-Abg. Sebastian Huber.
Gewerkschafter
Die Riege der SPÖ-Abgeordneten zählt stets Gewerkschafter. In diesem Fall sind es zwei, allen voran SPÖ-Chef Walter Steidl. Neu im Landtag ist der Chef der GPAdjp und FSG-Fraktionsvorsitzende, Gerald Forcher.
Jobs
Alle Landtagsabgeordneten müssen ihre Einkünfte in Gehaltskategorien offenlegen. Einen Monat haben sie nach der konstituierenden Sitzung dafür Zeit. Was den beruflichen Hintergrund betrifft, so gibt es unter den 36 Abgeordneten etliche Landesbedienstete – Markus Maurer von der SPÖ etwa. Mit Hermann Stöllner (FPÖ) sitzt nun ein Molkereiangestellter im Landtag. Josef Scheinast (Grüne) hat eine eigene Tischlerei. Karl Zallinger (ÖVP) ist Geschäftsführer des Kolpinghauses, Wolfgang Pfeifenberger (ÖVP) Buchhändler in Tamsweg.
Ausgeschieden
Einige prominente Gesichter werden heute fehlen. Abgeordnete, die seit Jahrzehnten Teil der „Polit-Familie“waren. Allen voran Karl Schnell. Der Arzt aus Saalbach hatte mit der FPS den Einzug in den Landtag verfehlt, dem er seit 1992 als Regierungsmitglied bzw. ab 1999 als Abgeordneter angehörte. Nicht mehr mit dabei sein wird der Grüne Cyriak Schwaighofer. Aufseiten der SPÖ hat sich Gudrun MoslerTörnström nach 19 Jahren im Landtag verabschiedet.