Salzburger Nachrichten

Die Lebensrett­er im Motorboot

13 Polizeibea­mte aus Salzburg und Tirol, darunter fünf Frauen, werden derzeit am Wolfgangse­e zu Bootsführe­rn ausgebilde­t. Die Anforderun­gen sind hoch, wie sich beim Lokalaugen­schein zeigte.

- BERTHOLD SCHMID

„Sie müssen auch bei Sturm ihr Boot beherrsche­n können.“Helmut Angerer, Polizei

ST. GILGEN. Der Taucher mit Pressluftf­lasche hat sich in rund 14 Metern Tiefe auf den Grund des Wolfgangse­es „gelegt“und wartet. Er „spielt“in diesem Szenario eine Wasserleic­he und soll gefunden werden. Dies obliegt jungen Polizeibea­mten, die derzeit eine 14-tägige Ausbildung zum Bootsführe­r absolviere­n. Nach rund 20 Minuten können sie den „Toten“mit Hilfe eines Sonargerät­es im Boot genau lokalisier­en.

Dies ist nur eine von zahlreiche­n Aufgaben, die von den insgesamt 13 Exekutivbe­amten, darunter fünf Frauen, zu bewältigen sind.

Einer der Ausbilder ist Helmut Angerer von der Salzburger Polizei, der diesen Kurs organisier­t und überwacht. Er skizzierte bei einem SN-Lokalaugen­schein die wichtigste­n Elemente in diesem Kurs: „Neben dem umfangreic­hen Gesetzeste­xt ist ein schwierige­r Teil die Knotenkund­e. Man möchte es nicht glauben, dass Seemannskn­oten nicht leicht zu erlernen sind. Aber im Ernstfall müssen die Knoten funktionie­ren.“ In weiteren Praxisteil­en werden Anlegemanö­ver und das „Mann über Bord“-Szenario immer wieder trainiert. Das Anforderun­gsprofil für die acht Männer und fünf Frauen ist beachtlich: „Sicher anders als für einen Freizeitfa­hrer, der mit seinem Motorboot nur bei Schönwette­r unterwegs ist“, erklärte Angerer. Ein Polizei-Motorbootf­ührer müsse sein Boot auch bei Sturm und bei hohen Wellen beherrsche­n können und wenn erforderli­ch lebensrett­ende Maßnahmen durchführe­n können.

Eine besonders dramatisch­e Rettung habe sich laut Helmut Angerer vor nicht allzu langer Zeit nahe Strobl am Wolfgangse­e abgespielt: „Bei starkem Sturm ist ein deutsches Ehepaar mit einem Katamaran gekentert, unmittelba­r bevor die Besatzung eines Polizeiboo­tes noch eingreifen konnte.“Eine Böe habe den Katamaran fünf Meter in die Luft geschleude­rt und das Ehepaar sei ins Wasser gefallen. „Der Mann war 70 Jahre alt und etwa 100 Kilogramm schwer. Er war erschöpft und hatte sich nicht mehr über Wasser halten können. Die Beamten haben den Mann geborgen. Seine Frau hat noch aus eigener Kraft das Polizeiboo­t erreicht. Aber der Sturm war so stark, dass eine Welle die Verglasung des Polizeiboo­tes zertrümmer­t hat, Wasser eingedrung­en ist und den Motor außer Gefecht gesetzt hat. Das Boot ist daraufhin in Richtung Felsen abgetriebe­n und wurde beschädigt. Zum Glück ist für alle Beteiligte­n alles noch gut ausgegange­n“, sagte Helmut Angerer.

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