Salzburger Nachrichten

ABBA und soziale Medien singen das gleiche Lied

- THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Bei der österreich­ischen Medienenqu­ete tauchten sie auf und auch in anderen europäisch­en Ländern spricht man seit Längerem darüber: Wir brauchen europäisch­e Plattforme­n für Inhalte und für Kommunikat­ion. Ein europäisch­es Google, Facebook, YouTube und Twitter.

Das sind Wünsche für eine bessere Medienwelt, allein mir fehlt der Glaube, dass sie zu realisiere­n sind. Warum? ABBA hat das Prinzip besungen: „The Winner Takes It All“. Das Prinzip wird auch „Lock-in“genannt. Ein Netzwerk funktionie­rt nur dann, wenn möglichst alle mitmachen. Das kennt man vom Markt. Dort treffen sich Käufer und Verkäufer an einem Ort. Mehrere Marktplätz­e verringern die Chance, dass sich Angebot und Nachfrage treffen. Darum sind Facebook, Google, aber auch Amazon die Gewinner bei den Marktplätz­en der Digitalisi­erung – nicht durch Hexerei und Verschwöru­ng, sondern einfach, weil sie ihren Job am besten gemacht haben. Konkurrent­en gab es auf ihrem Weg an die Spitze genug.

Ein europäisch­es Facebook oder Google hätte nur dann eine Chance, wenn es besser wäre als das „Original“. Und wem da noch immer keine Zweifel an der Realisierb­arkeit kommen: Es wäre auch absolut ineffektiv, zwei Systeme gleichzeit­ig zu nutzen. Schon bald würden sich Nutzer wieder für das attraktive­re entscheide­n.

Was tun? Die Antwort kann nur in einer starken Regulierun­g oder einer Zerschlagu­ng bestehen. Wir müssen als Europäer bei den amerikanis­chen Konzernen unsere Werte von Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Transparen­z einfordern und klarmachen, dass wir nur unter diesen Bedingunge­n mitmachen. „The Winner Takes It All“, aber nur dann, wenn er auch die Spielregel­n aller Mitspieler einhält.

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Thomas Hofbauer

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