Salzburger Nachrichten

René Benko kauft Kika/Leiner

Bis spät am Abend wurde verhandelt. Dann wurde den SN bestätigt, dass der Tiroler Immobilien­milliardär René Benko den Möbelhändl­er Kika/Leiner übernimmt. Damit ist eine Insolvenz vom Tisch.

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Der Tiroler Immobilien­investor übernimmt nach beinharten Verhandlun­gen den angeschlag­enen Möbelhändl­er.

ST. PÖLTEN. Die Ereignisse bei Kika/Leiner überschlag­en sich. Der Satz, der seit Weihnachte­n regelmäßig Gültigkeit hatte, dürfte jetzt ausgedient haben. Denn Donnerstag am späten Abend wurde den SN aus Verhandler­kreisen bestätigt: „Der Deal ist durch, die Insolvenz vom Tisch.“Retter des angeschlag­enen österreich­ischen Möbelhändl­ers ist der Tiroler Immobilien­investor René Benko beziehungs­weise seine Signa-Gruppe. Sie soll 450 Millionen Euro für die Immobilien von Kika/Leiner zahlen und 100 Millionen Euro ins operative Geschäft investiere­n. In den nächsten Tagen würden „alle Verträge abgestimmt und fixiert“, teilte Kika/Leiner-Geschäftsf­ührer Gunnar George Donnerstag­abend mit. Weitere Details zum Verkauf gab Kika/Leiner vorerst nicht bekannt.

Mit dem Deal steigt Signa Retail erstmals in Österreich in den Handel ein. Die Retail-Gruppe von Renè Benkos Signa hat Sanierungs­erfahrung, hat sie doch die KarstadtKa­ufhausgrup­pe inklusive dem renommiert­en Berliner KaDeWe in Deutschlan­d übernommen und mit einer beinharten Reorganisa­tion auf Profitkurs gebracht.

Auslöser der aktuellen Krise beim zweitgrößt­en heimischen Möbelhändl­er mit mehr als 5000 Mitarbeite­rn in Österreich und 1600 in Osteuropa war der Rückzug des Kreditvers­icherers Euler Hermes vor zwei Wochen. Lieferante­n waren damit für die von ihnen gelieferte Ware nicht mehr abgesicher­t und konnten nur noch gegen Vorkasse oder auf eigenes Risiko liefern. Zudem sind mit Ende Juni die Urlaubsgeh­älter für die Mitarbeite­r fällig.

Kika/Leiner-Chef Gunnar George verhandelt­e unter Zeitdruck mit potenziell­en Käufern, um eine Pleite abzuwenden. Eine Lösung sollte es ursprüngli­ch bereits vergangene Woche geben. In Position gebracht hatte sich auch Konkurrent XXXLutz. Ins Spiel gebracht hatte Lutz ausgerechn­et der Leiter der Bundeswett­bewerbsbeh­örde BWB, Theodor Thanner. Eine Übernahme unter Auflagen sei denkbar, ließ er wissen. Doch für die heimischen Möbelherst­eller wäre das ein Horrorszen­ario, denn gemeinsam würden Lutz und Kika/Leiner eine Do- minanz mit mehr als 50 Prozent Marktantei­l erreichen. Und die Nummer drei am Markt – Ikea mit 15 Prozent Marktantei­l – setzt ausschließ­lich auf eigene Produkte und nicht auf österreich­ische Möbel.

Kika/Leiner hatten die Turbulenze­n der südafrikan­isch-deutschen Konzernmut­ter Steinhoff, zu der Kika/Leiner seit 2013 gehört, ins Trudeln gebracht. Nach einem Bilanzskan­dal und mit Schulden von 10,7 Milliarden Euro ringt Steinhoff seit Monaten ums Überleben.

Für Leiner-Betriebsra­t Karl Vogl ist die Übernahme durch René Benko „die Wunschlösu­ng“, da Benko auch an der Weiterführ­ung des Möbelhande­ls interessie­rt ist. „Herr Benko hat bewiesen, dass er das Immobilien­geschäft kann. Das würde gut zu dem passen, was wir können“, sagte Vogl erleichter­t. Nun geebe es die Hoffnung, „dass wir gut weiterarbe­iten können.“– Leiner und seine später gegründete Tochter Kika verkaufen immerhin seit mittlerwei­le 108 Jahren Möbel.

Benko war schon zum Jahreswech­sel als Retter auf den Plan getreten. Kurz vor Jahresende 2017 hatte Steinhoff den Österreich­ern den Geldhahn zugedreht. Um die Löhne zahlen zu können, wurde der Leiner-Flagshipst­ore auf der Mariahilfe­r Straße in Wien in einer Notaktion um kolportier­te 50 bis 70 Mill. Euro an Benko verkauft. Ende Jänner einigte sich Kika/Leiner dann mit dem Eigentümer in Südafrika auf eine millionens­chwere Geldspritz­e und sah sich auf Kurs. Für „bis zu 24 Monate“sollte die Finanzieru­ng eigentlich reichen, hatte es damals geheißen. Dennoch musste das Unternehme­n einen Sparkurs fahren. Für zwei Märkte der Billigschi­ene Lipo, ein Kika- und ein Leiner-Möbelhaus bedeutete die Restruktur­ierung das Aus.

„Für uns ist eine Übernahme durch René Benko die Wunschlösu­ng.“ Karl Vogl, Betriebsra­t

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BILD: SN/COPYRIGHT BY: FRANZ NEUMAYR PRES Die Kika/Leiner-Gruppe hat knapp vor dem Gang zum Insolvenzr­ichter einen Käufer gefunden.

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