Salzburger Nachrichten

Das ist Merkels größte Krise

- Helmut Uwer AUSSEN@SN.AT

Binnen weniger Tage hat sich die Neuauflage des Flüchtling­sstreits zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer derart hochgescha­ukelt, dass man sich staunend die Augen reibt und fragt, wie die zwei da wieder herauskomm­en wollen. So wie beide Seiten am Donnerstag auf ihrer Haltung beharrt haben, läuft alles auf einen Bruch der Fraktionsg­emeinschaf­t zwischen CDU und CSU hinaus.

Deutschlan­ds Kanzlerin ist dank der Schwesterp­artei CSU in der größten Krise ihrer Amtszeit. Kommt es zum Bruch zwischen CDU und CSU, ist auch die Große Koalition aus Union und SPD am Ende. Dann gerät Deutschlan­d in eine weitaus kritischer­e Lage als nach dem Scheitern der Gespräche über eine Jamaika-Koalition (CDU/CSU, Grüne, FDP) – mit entspreche­nden Folgen für Europa.

Zwar ist das Ziel Seehofers, die Zahl der Flüchtling­e in Deutschlan­d zu verringern, für viele nachvollzi­ehbar. Doch die Eile, mit der er sein neues Grenzregim­e umsetzen will, erscheint unverständ­lich. Sie ist auch nicht mit der BayernWahl im Oktober zu erklären. Es würde völlig reichen, bis zum EUGipfel zu warten und – für den Fall, dass dort keine neue europäisch­e Regelung gelingt – die strengeren Kontrollen für Deutschlan­d anzudrohen.

Eine Trennung von CDU und CSU muss nicht automatisc­h zu Neuwahlen führen. Merkel könnte sich eine neue Mehrheit mit SPD und Grünen suchen – wenn Merkel dann noch will und wenn die CDU sie dann noch will. Ansonsten müsste es Neuwahlen geben, von denen die AfD profitiere­n würde. Das kann die CSU nicht wirklich wollen, ist die Populisten­Partei doch ihr erklärter Hauptgegne­r bei der kommenden Landtagswa­hl. Diese Perspektiv­e könnte doch noch zu einem Einlenken bei der CSU führen.

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