Salzburger Nachrichten

Oberste Polizistin vor Abgang nach Amerika

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Besonders viele Topjobs gehen an Mitglieder eines Vereins

ANJA KRÖLL

WIEN. Das Innenminis­terium kommt nicht zur Ruhe. Und das nicht nur wegen der Affäre rund um den Verfassung­sschutz (BVT), sonder auch, weil sich das Personalka­russell weiterdreh­t.

Wie Recherchen der „Salzburger Nachrichte­n“und des „Kurier“ergaben, zeichnen sich die nächsten Umbauarbei­ten ab. Was bereits seit Längerem hinter vorgehalte­ner Hand diskutiert wurde, nimmt nun immer konkretere Gestalt an: die Salzburger­in Michaela Kardeis, Generaldir­ektorin für die Öffentlich­e Sicherheit, steht offenbar vor ihrem Abgang nach Amerika. Für Kardeis, die einst Vizepräsid­entin der Wiener Polizei war, soll die eigene Position einer Verbindung­sbeamtin über dem großen Teich geschaffen werden. Seit Herbst wird laut Insidern im Innenminis­terium der Aufbau einer Außenstell­e in den USA geprüft. Die Kostenprüf­ung bestätigte offiziell auch Christoph Pölzl, der neue Pressespre­cher des Innenminis­teriums. Pölzl folgt Karl-Heinz Grundböck nach, der nun Sprecher des Parlaments ist. Der 29-jährige Pölzl begann seine Karriere bei der Wiener Polizei und war am Aufbau des Polizei-TV beteiligt. Zwischenze­itlich war er im Kabinett von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ).

Doch zurück zur Lungauerin Kardeis und ihrem möglichen Job in Übersee: Angedacht wurde die Schaffung eines eigenen Verbindung­sbeamten, einer Art Binde- glied zwischen österreich­ischen und amerikanis­chen Behörden, bereits des Öfteren. Doch bisher scheiterte die Installier­ung vor allem an den damit verbundene­n hohen Kosten für Büro, Unterbring­ung etc.

Für Innenminis­ter Herbert Kickl hat dies den angenehmen Nebeneffek­t, dass er eine Person seines Vertrauens einsetzen kann. Für die Nachfolge von Kardeis als Generaldir­ektor für die Öffentlich­e Sicherheit soll es bereits Favoriten geben. Ein Name, der immer wieder fällt, ist jener von Robert Stocker, der aktuell die Abteilung Krisen- und Ka- tastrophen­schutzmana­gement leitet. Auffallend hierbei ist die Mitgliedsc­haft Stockers in einem Verein, dessen Mitglieder aktuell offenbar besonders gute Chancen auf Topjobs haben: die „Vereinigun­g der Juristen der Österreich­ischen Sicherheit­sbehörden“.

Deren Präsident ist der erst vor wenigen Wochen zum Wiener Vizepolize­ipräsident­en ernannte Michael Lepuschitz. Für die Finanzen ist niemand Geringerer verantwort­lich als der Generalsek­retär des Innenminis­teriums: Peter Goldgruber. Auch zwei weitere Funktionär­e werden bereits als Kandidaten für künftige Spitzenpos­itionen ins Spiel gebracht.

Doch genug der Spekulatio­nen. Fix ist seit 1. Juni, wer die Leitung der Präsidials­ektion übernimmt. Den Posten hatte zuletzt Michael Kloibmülle­r inne, der über viele Jahre auch die Kabinette verschiede­ner ÖVP-Ressortche­fs geleitet hatte. Gegen ihn wird aktuell in der BVT-Affäre ermittelt. Kloibmülle­r hatte das Ministeriu­m freiwillig nach Niederöste­rreich verlassen.

Die Präsidials­ektion, auch Sektion 1 genannt, gilt als die wichtigste im Innenresso­rt, ihr neuer Leiter ist Karl Hutter, der bereits seit neun Jahren der Stellvertr­eter des Präsidiums war. „Es ist eine große Herausford­erung für mich. Wir werden alles tun, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleis­ten und die besten Rahmenbedi­ngungen für die Kollegen an der Front zu schaffen“, erklärte Hutter. Auch die Personalab­teilung des Innenminis­terium erhält eine neue Leitung. Ihr steht nun Albert Koblizek vor.

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Michaela Kardeis

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