Salzburger Nachrichten

„Wie Buben in die Kabine, wie Männer raus“

Mit einer entfesselt­en zweiten Halbzeit und dem Sieg über Weißrussla­nd qualifizie­rte sich Österreich zum vierten Mal für eine Handball-WM.

- Handball-WM 2019

WIEN. Patrekur Jóhannesso­n hatte es gespürt. „Ich hatte schon am Anfang des Lehrgangs ein gutes Gefühl“, meinte der Coach von Österreich­s Handball-Männern, nachdem diese mit einem 31:26Heimsieg über Weißrussla­nd das WM-Ticket gelöst hatten. Eine massive Steigerung nach der Pause brachte die Wende zugunsten einer ÖHB-Auswahl, die Ausfällen trotzte und zwei Jahre vor der Heim-EM ein klares Signal gab.

Rund eineinhalb Stunden vorher hatte die Sache freilich noch ganz anders ausgesehen. Von der schnellen 3:0-Führung der Weißrussen erholte sich Rot-Weiß-Rot bis zur Pause nie richtig, aufgrund einer schwachen Defensive und zahlreiche­r Fehlwürfe liefen Nikola Bilyk und Co. stets einem Rückstand nach. Im Kampf um die sechste WM- oder EM-Endrunde in den vergangene­n zehn Jahren (HeimEM 2010/Platz 9, WM 2011/18., EM 2014/11., WM 2015/13., EM 2018/15.) stand man zwischenze­itlich auf verlorenem Posten. „Richtig viel hat nicht gepasst“, fasste Tormann Thomas Bauer das Geschehen in der ersten Hälfte (13:16) zusammen. Auch der 32-jährige Routinier fand da nicht zu seiner Form. Doch mit der Pause kam die Wende – vor allem im Kopf. „Wir haben uns gegenseiti­g die Wadln gerichtet“, berichtete Bauer. „Wir sind wie Buben in die Kabine rein und wie Männer raus.“Jóhannesso­n bestätigte: „Natürlich haben wir auch einige taktische Dinge verändert, aber in erster Linie musste ich ihnen nur Mut machen.“

Der Ton muss gestimmt haben. Österreich, das im Hinspiel am vergangene­n Sonntag in Minsk ein 28:28 geholt hatte, kam wie verwandelt zurück, schaffte in der 41. Minute den Ausgleich zum 19:19 und war von da an nicht mehr zu bremsen. Die Revanche für die 26:27Niederla­ge gegen die Weißrussen bei der EM im vergangene­n Jänner, die schließlic­h den Aufstieg in die Hauptrunde kosten sollte, war perfekt. „Das war in der zweiten Hälfte eines der besten Spiele, das wir zusammen gespielt haben“, schwärmte Bilyk. Das Fazit des 21-jährigen Kiel-Legionärs, der ebenfalls nicht müde wurde, das gute Klima im Team zu betonen: „Ich liebe diese Mannschaft.“

Jóhannesso­n festigte mit der Qualifikat­ion für seine vierte Endrunde mit Österreich (EM 2014 und 2018, WM 2015 und 2019) den Status als Erfolgscoa­ch und meisterte dabei die diversen personelle­n Umbrüche. Nun geht der Blick zur Auslosung der WM am 25. Juni nach Kopenhagen. Spielorte der WM (vom 9. bis 27. Jänner 2019) sind München, Köln, Hamburg, Berlin sowie Herning und Kopenhagen in Dänemark.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Deutschlan­d-Legionär Nikola Bilyk (vorn) war ein unermüdlic­her Antreiber im Team.

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