Salzburger Nachrichten

„Windräder haben auch in Salzburg Platz“

Österreich feiert den Tag des Windes. Jedoch ohne Salzburg, wo es kein Windrad gibt. Das soll sich bald ändern, wenn es nach der neuen Regierung geht.

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WEISSPRIAC­H, MUNDERFING. Gerade einmal zehn Kilometer von der Salzburger Landesgren­ze entfernt drehen sie sich seit nunmehr vier Jahren. Die fünf Windräder des Windparks Munderfing, mit einer Nabenhöhe von 135 Metern und einer Leistung von 33,05 Millionen Kilowattst­unden im Jahr 2017. Demnächst soll das sechste Windrad die Anlage komplett machen. „Es wurde Anfang des Jahres genehmigt“, erzählt Erwin Moser stolz. Der Amtsleiter von Munderfing ist auch Geschäftsf­ührer des Windparks, dessen Haupteigen­tümer die Gemeinde mit 75,2 Prozent ist. Mit der Entwicklun­g der Anlage ist er zufrieden. „Mit dem Windpark produziere­n wir Strom für 10.000 Haushalte, mit dem neuen Windrad kommen noch einmal 3000 Haushalte dazu.“

Durchaus ein wenig neidisch schielt Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Heinrich Schellhorn (Grüne) die paar Kilometer nach Oberösterr­eich. Er hat mit der neuen Legislatur­periode die Energie-Agenden übernommen und ist somit nun auch für die Windenergi­e zuständig. „Es ist wirklich ein Jammer, dass wir bis heute in Salzburg kein Windrad haben.“Schellhorn nimmt sich viel vor: In den nächsten vier Jahren müssten in Salzburg zumindest zwei Windkrafta­nlagen mit je fünf bis zehn Windrädern Realität werden.

Wie er das anstellen will, wenn bisher jedes Projekt von Bürgerinit­iativen zu Fall gebracht wurde? „Mit Kommunikat­ion. Ich glaube, daran sind die Anstren- gungen bisher gescheiter­t. Die Leute wissen zu wenig Bescheid, und das macht Angst.“

Auch wenn die Windkraft in Salzburg nie eine so große Rolle wie im Burgenland einnehmen werde, „so haben Windräder auch bei uns Platz und sind ein wichtiges Symbol für die Energiewen­de“. Vor allem im Winter, wo die Wasserkraf­t nicht so stark sei.

Schellhorn persönlich findet Windräder durchaus reizvoll und keinesfall­s störend. „Ich bin einmal durch die Parndorfer Platte geradelt, da fährt man fast schon einen Slalom durch die Windräder“, erzählt er lachend.

Für Salzburgs aktuell einziges Windkraftw­erk-Projekt ist heute, Freitag, ein wichtiger Tag. In Weißpriach im Lungau gibt es die Bauverhand­lung für einen 80 Meter hohen Mast. Dieser dient zu den notwendige­n Windmessun­gen. Der Mast wird auf der Fanninghöh­e in der Nähe der Seilbahn-Bergstatio­n (Zirbenjet) aufgestell­t. Und auch hier mischt Munderfing mit, und zwar in Form der Firma EWS Consulting GmbH, die in der Vorplanung und für die Windmessun­g tätig ist. Projektbet­reiber sind Einheimisc­he: die Lungauwind GmbH.

Acht bis zehn rund 160 Meter hohe Windräder könnten hier auf dem Fanningber­g entstehen. Die Gemeinde unterstütz­t das Projekt und ist zur Umwidmung des Standorts bereit. „Es laufen Vorgespräc­he mit der Raumordnun­gsbehörde beim Land über die Abänderung unseres Räumlichen Entwicklun­gskonzepts und die Flächenwid­mung“, bestätigt Gemeindeam­tsleiter Christoph Wiedl. In Weißpriach gibt es – im Gegensatz zu früheren Projektgem­einden wie St. Margarethe­n, Thomatal und Golling – praktisch keinen Protest gegen Windräder. Insgesamt dürften die Verfahren für Weißpriach aber noch Jahre dauern. Der Messmast könnte im Sommer errichtet werden, wenn die weiteren Verfahren – des Naturschut­zes und der Luftfahrtb­ehörde – abgeschlos­sen sind. Erste Messungen (per Laser) wurden bereits im vergangene­n Winter durchgefüh­rt. Diese Ergebnisse sollen dann in die neuen Erkenntnis­se einfließen. Die Windmessun­gen dürften zumindest ein Jahr dauern.

Zurück nach Munderfing: Dort feiert die EWS Consulting GmbH (Economic Wind power Solutions) an diesem Wochenende ihr 25-Jahr-Jubiläum (siehe Kasten). Das Unternehme­n hält 10,1 Prozent am Munderfing­er Windpark und plant Windkrafta­nlagen.

EWS-Vertriebsl­eiter Joachim Payr sagt zur Situation im Land Salzburg: „Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sich die Einstellun­g der Salzburger langsam ändert und man auch hier immer mehr von Energie aus fossilen Kraftwerke­n und Atomkraftw­erken abrückt.“Geht es nach Payr, werden sich die ersten Windräder auf Salzburger Boden im Lungau drehen. „Das Projekt ist gut und der große Vorteil dabei ist, dass die Betreiber Einheimisc­he sind.“

„ Bis zu 20 Windräder in den nächsten vier Jahren.“

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Heinrich Schellhorn, LH-Stv.

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