Von wegen ruhige Kugel
Zu Gast im Salzburger Kuglhof. Peter Preslmayr wollte eigentlich nur seine Ruhe haben. Jetzt fand er sich selbst.
Es ist heiß. Aber das macht nichts. Wir sitzen im Gastgarten des Kuglhofs unter einem Blätterdach mächtiger Kastanienbäume. Links vom Kuglhof befindet sich die Stieglbrauerei, rechts das Pressezentrum und der Hangar-7. Seit fünf Jahren wird dieses gastronomische Kleinod von Peter Preslmayr und seiner Frau Conny Stöllinger bewirtschaftet. Ursprünglich war das ein landwirtschaftliches Gut der Guglbrauerei. Diese befand sich in der Judengasse der Altstadt. Weshalb der Kuglhof damals noch Guglhof hieß. Diese Info kann man googeln. Wann und warum das „G“durch ein „K“ersetzt wurde, das finden Sie aber nicht im Internet. Da hilft nur ein Blick in das Archiv des Kunsthistorikers und Publizisten Harald Waitzbauer. Noch Ende des 17. Jahrhunderts, so erfahren wir dort, hieß der Guglhof noch Pirchner- und Baumannpetergut. Als erster Pächter wird 1769 ein Herr namens Andrä Praßl angeführt. Der Name macht uns stutzig. Denn ein landwirtschaftliches Pachtgut war eine Meierei. Der Pächter war also ein Meier. Womit Praßl genau genommen der Herr André Praßlmeier war. Was frappant an Preslmayr erinnert. Als dieser den Kuglhof 2013 übernahm, wagte er den Sprung in eine für ihn völlig neue Welt. Davor war Preslmayr als Manager bei der Tiroler Firma Handl Tyrol für die Logistik zuständig. Seine Frau Conny war Hotelmanagerin im Trofana Tyrol in Mils bei Imst. Als beide davon hörten, dass Stiegl einen neuen Pächter für den Kuglhof suchte, schlugen sie sofort zu. Das Wirtshaus hat seit Jahrzehnten einen exzellenten Ruf. Und weil Stöllinger gebürtige Fuschlerin ist und Preslmayr gebürtiger Linzer, lag es quasi auf dem Heimweg.
„Zunächst gingen wir ein bisserl romantisch an unsere Aufgabe heran“, erinnert sich Preslmayr. Mit ihrer Ausbildung waren sie ja eigentlich überqualifiziert. Beide haben die Tourismusschule in Bad Ischl absolviert. Dann studierten sie BWL und sammelten Management-Erfahrung.
Aber die erhoffte „g’mahde Wiesn“war der Kuglhof nicht. „Ein Manager ist ein Manager“, weiß Preslmayr heute. „Aber im Kuglhof muss man Manager, Menschenfreund, Personalchef, Lagerleiter, Gärtner und wenn es sein muss auch Kellner, Hilfskoch und Abwäscher sein. Ich mache jetzt zur Sicherheit sogar noch die Ausbildung zum Schafzüchter“, sagt er. Das ist übrigens kein Scherz.
Ein Blick auf die Stammtische im Kuglhof macht klar, dass hier Lebensentwürfe gehegt und gepflegt werden. Da wäre etwa der formidable Männerchor Typographia. Oder der Trachtenverein „D’Enzianer“, die „Salzburger Bürgergarde“und auch die vom Heimweh geplagten „Südtiroler in Salzburg“fühlen sich hier zu Hause. Dann kommen noch die Maxglaner und die Stiegl-Stockschützen dazu – ganz zu schweigen vom geheimnisumwobenen „Pfiffigen Kreis“. Im Kuglhof ist so gesehen immer etwas los.
Eine Antwort sind wir Ihnen noch schuldig. Wie wurde der Guglhof zum Kuglhof? Ganz einfach. Die Umbenennung erfolgte in der Judengasse 3. Also in der Altstadt. Im Archiv von Waitzbauer lesen wir, dass im 18. Jahrhundert im Guglbräu häufig Artisten, Komödianten und Alleinunterhalter auftraten. In dieser Zeit mutierte das Guglbräu in der Judengasse zum Kugelbräu. Im Jahr 1813 findet sich auf der Außenfassade erstmals der Schriftzug „Zur goldenen Kugl“. So heißt das Altstadtlokal auch heute wieder. Diese Namensänderung wurde dann auf den Hof in Maxglan übertragen.
1911 wurde der Kuglhof von Stiegl übernommen. Kurz darauf waren dort während des Ersten Weltkriegs russische Kriegsgefangene froh, dem Kugelhagel des Ersten Weltkriegs entkommen zu sein. 1935 brannte das Gut dann vollständig ab. 1936 wurde es wieder aufgebaut. Keine Frage: Der Kuglhof steht seit 250 Jahren auf einem magischen Flecken Erde, der immer schon der Land- und Gastwirtschaft geweiht war. Und er tut das hoffentlich auch noch die nächsten 250 Jahre.
Was Preslmayr und Stöllinger zum Ausklang ihrer Karriere tun, das wissen sie übrigens schon: Da werden sie eine ruhige Kugel in ihrem Strandbad Stöllinger am Fuschlsee schieben. Wo das genau ist? Einfach googeln.