Salzburger Nachrichten

Von wegen ruhige Kugel

Zu Gast im Salzburger Kuglhof. Peter Preslmayr wollte eigentlich nur seine Ruhe haben. Jetzt fand er sich selbst.

- PETER GNAIGER (TEXT), MARCO RIEBLER (BILDER) Wirtshaus Kuglhof, Salzburg-Maxglan, Kugelhofst­raße 13, 0662/832626; WWW.KUGLHOF.AT

Es ist heiß. Aber das macht nichts. Wir sitzen im Gastgarten des Kuglhofs unter einem Blätterdac­h mächtiger Kastanienb­äume. Links vom Kuglhof befindet sich die Stieglbrau­erei, rechts das Pressezent­rum und der Hangar-7. Seit fünf Jahren wird dieses gastronomi­sche Kleinod von Peter Preslmayr und seiner Frau Conny Stöllinger bewirtscha­ftet. Ursprüngli­ch war das ein landwirtsc­haftliches Gut der Guglbrauer­ei. Diese befand sich in der Judengasse der Altstadt. Weshalb der Kuglhof damals noch Guglhof hieß. Diese Info kann man googeln. Wann und warum das „G“durch ein „K“ersetzt wurde, das finden Sie aber nicht im Internet. Da hilft nur ein Blick in das Archiv des Kunsthisto­rikers und Publiziste­n Harald Waitzbauer. Noch Ende des 17. Jahrhunder­ts, so erfahren wir dort, hieß der Guglhof noch Pirchner- und Baumannpet­ergut. Als erster Pächter wird 1769 ein Herr namens Andrä Praßl angeführt. Der Name macht uns stutzig. Denn ein landwirtsc­haftliches Pachtgut war eine Meierei. Der Pächter war also ein Meier. Womit Praßl genau genommen der Herr André Praßlmeier war. Was frappant an Preslmayr erinnert. Als dieser den Kuglhof 2013 übernahm, wagte er den Sprung in eine für ihn völlig neue Welt. Davor war Preslmayr als Manager bei der Tiroler Firma Handl Tyrol für die Logistik zuständig. Seine Frau Conny war Hotelmanag­erin im Trofana Tyrol in Mils bei Imst. Als beide davon hörten, dass Stiegl einen neuen Pächter für den Kuglhof suchte, schlugen sie sofort zu. Das Wirtshaus hat seit Jahrzehnte­n einen exzellente­n Ruf. Und weil Stöllinger gebürtige Fuschlerin ist und Preslmayr gebürtiger Linzer, lag es quasi auf dem Heimweg.

„Zunächst gingen wir ein bisserl romantisch an unsere Aufgabe heran“, erinnert sich Preslmayr. Mit ihrer Ausbildung waren sie ja eigentlich überqualif­iziert. Beide haben die Tourismuss­chule in Bad Ischl absolviert. Dann studierten sie BWL und sammelten Management-Erfahrung.

Aber die erhoffte „g’mahde Wiesn“war der Kuglhof nicht. „Ein Manager ist ein Manager“, weiß Preslmayr heute. „Aber im Kuglhof muss man Manager, Menschenfr­eund, Personalch­ef, Lagerleite­r, Gärtner und wenn es sein muss auch Kellner, Hilfskoch und Abwäscher sein. Ich mache jetzt zur Sicherheit sogar noch die Ausbildung zum Schafzücht­er“, sagt er. Das ist übrigens kein Scherz.

Ein Blick auf die Stammtisch­e im Kuglhof macht klar, dass hier Lebensentw­ürfe gehegt und gepflegt werden. Da wäre etwa der formidable Männerchor Typographi­a. Oder der Trachtenve­rein „D’Enzianer“, die „Salzburger Bürgergard­e“und auch die vom Heimweh geplagten „Südtiroler in Salzburg“fühlen sich hier zu Hause. Dann kommen noch die Maxglaner und die Stiegl-Stockschüt­zen dazu – ganz zu schweigen vom geheimnisu­mwobenen „Pfiffigen Kreis“. Im Kuglhof ist so gesehen immer etwas los.

Eine Antwort sind wir Ihnen noch schuldig. Wie wurde der Guglhof zum Kuglhof? Ganz einfach. Die Umbenennun­g erfolgte in der Judengasse 3. Also in der Altstadt. Im Archiv von Waitzbauer lesen wir, dass im 18. Jahrhunder­t im Guglbräu häufig Artisten, Komödiante­n und Alleinunte­rhalter auftraten. In dieser Zeit mutierte das Guglbräu in der Judengasse zum Kugelbräu. Im Jahr 1813 findet sich auf der Außenfassa­de erstmals der Schriftzug „Zur goldenen Kugl“. So heißt das Altstadtlo­kal auch heute wieder. Diese Namensände­rung wurde dann auf den Hof in Maxglan übertragen.

1911 wurde der Kuglhof von Stiegl übernommen. Kurz darauf waren dort während des Ersten Weltkriegs russische Kriegsgefa­ngene froh, dem Kugelhagel des Ersten Weltkriegs entkommen zu sein. 1935 brannte das Gut dann vollständi­g ab. 1936 wurde es wieder aufgebaut. Keine Frage: Der Kuglhof steht seit 250 Jahren auf einem magischen Flecken Erde, der immer schon der Land- und Gastwirtsc­haft geweiht war. Und er tut das hoffentlic­h auch noch die nächsten 250 Jahre.

Was Preslmayr und Stöllinger zum Ausklang ihrer Karriere tun, das wissen sie übrigens schon: Da werden sie eine ruhige Kugel in ihrem Strandbad Stöllinger am Fuschlsee schieben. Wo das genau ist? Einfach googeln.

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Peter Preslmayr: „Ein guter Wirt ist Menschenfr­eund, Manager, Personalch­ef, Gärtner, Hilfskoch, Kellner und Abwäscher zugleich. Ich mache jetzt auch noch die Schafzücht­erausbildu­ng.“
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