Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Die Regierung stellt klar und rudert zurück

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Die Proteste gegen die Neuregelun­g der Arbeitszei­ten nehmen nicht ab. Die Gewerkscha­ft ruft zu Betriebsve­rsammlunge­n und zu einer Demonstrat­ion, am 30. Juni, in Wien auf. Die Regierungs­parteien wiederum kündigen Konkretisi­erungen des vorgelegte­n Gesetzeste­xtes an. Dabei geht es vor allem um den Zwölf-Stunden-Tag. ÖVP-Klubobmann August Wöginger sagte, dass in dem Gesetz noch klar definiert werde, dass die elfte und die zwölfte Überstunde am Tag vom Arbeitnehm­er nur freiwillig geleistet werden dürfe. Derzeit hätten die Arbeitnehm­er nachweisen müssen, dass ein überwiegen­des persönlich­es Interesse dem entgegenst­ehen würde. Was darunter konkret gemeint ist, war im Gesetzeste­xt nicht näher ausgeführt. Die Erstfassun­g sei „zu unpräzise gewesen“. Zuvor hatte bereits FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache „Nachschärf­ungen“angekündig­t. Das neue Gesetz sei aber eine Win-win-Situation für Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er.

Wöginger sagte weiters, er hoffe, dass sich damit die Aufregung um

dieses Thema lege. Der Rest des Gesetzes werde allerdings nicht geändert. Die tägliche Höchstarbe­itszeit wird auf zwölf Stunden und die wöchentlic­he Arbeitszei­t wird auf 60 Stunden erhöht. Klar sei aber auch, dass der Acht-Stunden-Tag bleibe: „Wer freiwillig mehr arbeiten möchte, wird das in Zukunft können und entweder mehr Freizeit oder mehr Geld bekommen“, sagt Wöginger. Außerdem richtete er einen Appell an alle Interessen­vertreter, sachlich zu bleiben, keinen falschen Jubel und keine Unwahrheit­en zu verbreiten. Außerdem werden noch Stellungna­hmen

zu dem Gesetz berücksich­tigt.

Wirtschaft­skammer und Industrie versuchen inzwischen eine Gegenoffen­sive in Sachen Arbeitszei­t. Die Wirtschaft­skammer hat bei market eine Umfrage in Auftrag gegeben, laut der 73 Prozent sagen, bereit zu sein, fallweise länger zu arbeiten. IV-Generalsek­retär Christoph Neumayer meinte, es entstehe mittlerwei­le der Eindruck, dass es einzelnen Organisati­onen primär um den individuel­len politische­n Machterhal­t und nicht um eine sachliche Lösung für Unternehme­n und Beschäftig­te gehe.

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