Am Schluss sollten alle zufrieden sein
Die Regierung rudert zurück. Nachdem es in der vergangenen Woche massive Kritik an dem Entwurf zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten gegeben hat, der unter anderem die Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden und eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 60 Stunden vorsieht, soll die Mehrarbeit nun nur noch möglich sein, wenn die Arbeitnehmer dies freiwillig machen.
Das ist gut so. Denn Österreich kann vieles brauchen, nur keine ausufernde Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaften und der Regierung. Die alte sozialpartnerschaftliche Tradition des Aufeinander-Zugehens, des Miteinander-Redens, des Rücksicht-Nehmens auf die Nöte und Sorgen des Gegenübers ist allemal besser als das rasche Drüberfahren. Da das neue Arbeitszeitgesetz erst am 1. Jänner 2019 in Kraft treten soll, bleibt noch durchaus Zeit, um auch die anderen umstrittenen Punkte klären zu können. Wenn man will.
Grundsätzlich liegen die Auffassungen nicht so weit auseinander. Allen Beteiligten ist klar, dass die Arbeitswelt einem ständigen Wandel unterworfen ist. Globalisierung und Digitalisierung machen den klassischen Arbeitstag, der, inklusive Mittagspause, von 8 bis 17 Uhr dauert, obsolet. Und das in einem rasanten Tempo.
Viele Betriebe müssen, um international erfolgreich zu sein, auf Auftragsspitzen rasch reagieren können, Arbeit muss dann gemacht werden, wenn sie da ist, Mitarbeiter müssen sich ständig weiterbilden, Unternehmen bereit sein, in neue Produkte zu investieren. Nur so ist der Wohlstand zu sichern.
Das wissen auch die Gewerkschaften. Deshalb haben sie ja Schichtarbeit, Gleitzeitregelungen, Sondereinsätzen am Samstag, Feiertags- und Sonntagsarbeit zugestimmt. Nur gab es bisher dafür immer einen Ausgleich. Das kann Geld sein oder die Möglichkeit, das Arbeitsleben autonomer zu gestalten.
Das ist auch die Messlatte, die für die Regierung bei den neuen Arbeitszeiten gilt. Wenn sie kommen, dann sollten sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber zufrieden sein.