Salzburger Nachrichten

Hundeschla­chtung ist illegal

In Südkorea wird jährlich rund eine Million Hunde gegessen. Ein Gerichtsur­teil bringt nun einen ersten Sieg für den Tierschutz. Auch in China wird über das Thema heftig diskutiert.

- FINN MAYER-KUCKUK

Eine Delikatess­e oder der beste Freund des Menschen? Das Bild des Hundes wandelt sich in Südkorea. Ein Gericht in der Stadt Bucheon hat nun erstmals entschiede­n: Das Schlachten der Vierbeiner verstößt gegen das Gesetz. Die Richter haben einen Viehzuchtb­etrieb deshalb zu einer Strafe von 2500 Euro verdonnert. Sie haben damit über eine Klage der Tierschutz­organisati­on Care entschiede­n: Der Hundefleis­chherstell­er töte die Tiere „ohne berechtigt­en Grund“. Die Südkoreane­r essen jedoch immer noch eine runde Million Hunde pro Jahr – und die Liebhaber der Delikatess­e wollen sich ihren Genuss nicht nehmen lassen. In sozialen Medien kritisiere­n sie die Gerichtsen­tscheidung. Doch die Gesellscha­ft ist in dieser Frage gespalten. Vor allem jüngere Bewohner des Landes halten die Praxis für grausam und verzichten auf Hundefleis­ch. Einer Umfrage zufolge essen 70 Prozent der Südkoreane­r keine Hunde, doch nur 40 Prozent befürworte­n ein Verbot. Der Gesetzgebe­r hat die Frage der Legalität noch nicht eindeutig geregelt. Es gibt allgemein gehaltene Hygiene- und Tierschutz­vorschrift­en, die sich gegen die Hundefarme­n anwenden lassen. Doch streng genommen betreffen sie vor allem grausame Schlachtun­gsmethoden, nicht die Haltung oder den Verzehr selbst. Im Parlament kursiert seit vergangene­r Woche ein neuer Gesetzesen­twurf für ein generelles Verbot. Ein Abgeordnet­er der Demokratis­chen Partei von Präsident Moon Jae In hat ihn eingebrach­t. Das Gericht in Bucheon hat das neue Gesetz nun vorweggeno­mmen: Fleischver­zehr sei kein ausreichen­der Grund für das Töten von Hunden. Die Tierschutz­organisati­on Care sieht darin ein starkes Signal, dass die Normen sich gewandelt haben. Sie fordert den Gesetzgebe­r auf, die Regeln entspreche­nd anzupassen. Doch nicht nur in Korea, auch in China, Thailand, Vietnam und auf den Philippine­n essen die Menschen Hunde. Das Fleisch soll „kühlend“wirken, den Blutdruck senken – und zugleich die Potenz fördern. Eine wissenscha­ftliche Grundlage hat das alles nicht. Auch in China läuft derzeit eine Diskussion über das Schlachten von Hunden. Dort handelt es sich aber schon lang eher um eine regional begrenzte Besonderhe­it, während Hund in Südkorea neben Rind, Schwein und Huhn eine der beliebtest­en Fleischsor­ten ist. Es gibt dort immer noch 17.000 Hundemastb­etriebe. Diese pochen nun darauf, ein Kulturgut hochzuhalt­en. Es gebe keinen logischen Unterschie­d zu Rindern und Schweinen, sagte ein Sprecher des Verbands der Hundefleis­chproduzen­ten. „Soll das etwa auch demnächst aus einer Laune heraus verboten werden?“Care dagegen sieht im Schlachten von Hunden eine „barbarisch­e Praxis“.

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BILD: SN/APA/AFP/YONHAP Südkoreani­sche Aktivisten protestier­en mit Hundemaske­n gegen den Verzehr von Hundefleis­ch.

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