Klare Worte, aber für wen?
„I really don’t care – do u?“, zu Deutsch: „Es ist mir wirklich egal, dir auch?“, stand auf der Rückseite der Jacke, die First Lady Melania Trump beim Aufbruch zu einer Reise trug. In den USA, und nicht nur dort, wird sie nun für ihre Kleiderwahl kritisiert, denn sie trug den Parka auf dem Weg zu einem Treffen mit Flüchtlingskindern in Texas. Trumps Sprecherin versuchte zu beruhigen: „Es ist eine Jacke. Da war keine versteckte Botschaft.“Sie hat recht. Die Botschaft war nicht versteckt, sie prangte in großen Lettern deutlich lesbar auf dem Rücken der First Lady.
Völlig unglaubwürdig, dass die Ehefrau des US-Präsidenten sich in der Garderobe unbedacht die erstbeste Jacke schnappt, weil sie spät dran ist. Melania Trump weiß, dass sie unter Beobachtung steht und Dutzende Fotografen nur darauf warten, jeden ihrer Schritte zu dokumentieren. Falls sie es vergessen hat, wäre es ein Zeichen größter Unbedarftheit. Falls nicht, hat sie auf umständliche Weise etwas zu sagen. Dass sich die First Lady sonst eher für Marken der Preisklasse Dolce & Gabbana oder Ralph Lauren entscheidet und nicht wie in diesem Fall für Zara, spricht dafür, dass sie die Jacke bewusst gewählt hat.
Doch an wen richtet sich die Botschaft? Was ist ihr egal? Dass sie die Jacke in Texas abstreifte, lässt annehmen, dass es nicht das Leid an der Südgrenze der USA ist. Die Interpretation ihres Mannes: „Die Botschaft ist für die Medien. Melania hat verstanden, wie unaufrichtig sie sind, und das ist ihr nun egal.“Gut möglich, dass er selbst der Adressat ist. Donald Trump hat die fassungslos machenden Szenen, wo Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, verursacht. Der Grenzbesuch seiner Frau dürfte ihm nicht gefallen haben. Vielleicht hüllt sich die First Lady in Widerspruch. Es würde ihr stehen.