Crew von Flüchtlingsschiff lädt Salvini ein
Italien und Malta verweigern dem Rettungsschiff „Lifeline“seit Tagen, in ihren Häfen anzulegen.
Mit 230 Flüchtlingen an Bord harrt das Rettungsschiff „Lifeline“seit Samstag in internationalen Gewässern aus. Die italienische Regierung drohte der deutschen Organisation, die das Schiff betreibt, es im Fall einer Anlandung zu beschlagnahmen. Auch Malta verweigerte das Anlaufen seiner Häfen.
Italiens Innenminister Matteo Salvini (Lega) warf der „Lifeline“sowie dem Schiff „Seefuchs“der deutschen Organisation Sea-Eye vor, ohne rechtliche Grundlage unter niederländischer Flagge zu fahren. Die Organisationen weisen dies zurück. Zudem beschuldigt Salvini Nichtregierungsorganisationen generell, mit Schleppern unter einer Decke zu stecken.
Auch der maltesische Regierungschef Joseph Muscat sagte, die „Lifeline“habe „die Regeln gebrochen“, indem sie Anweisungen der italienischen Regierung ignoriert habe. Das Schiff solle „an sein ursprüngliches Ziel zurückkehren, um eine Eskalation zu vermeiden“.
Die dänische Reederei Maersk Line berichtete unterdessen, eines ihrer Containerschiffe habe nahe der italienischen Küste 113 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Die Besatzung der „Lifeline“habe dabei geholfen, die Flüchtlinge von einem Schlauchboot an Bord des Containerschiffs zu bringen.
Die „Lifeline“warte nun auf eine diplomatische Lösung, sagte Axel Steier von der Hilfsorganisation Mission Lifeline. Auf der Suche nach einem Hafen liefen Gespräche mit mehreren Staaten, die Flüchtlinge aufnehmen könnten. Am Sonntag wurde zudem eine Versorgungslieferung aus Malta erwartet, die Decken, Medikamente und Nahrung für die 230 Flüchtlinge an Bord bringen sollte. Über Twitter lud die Crew der „Lifeline“unterdessen den italienischen Innenminister zu einem Besuch an Bord ein. „Herr Salvini, wir haben kein Menschenfleisch, sondern Personen an Bord. Wir laden Sie ein, damit Sie sich überzeugen können, dass wir Menschen vor dem Ertrinken gerettet haben“, schrieb die Besatzung am Sonntag.
Steier betonte zudem, die Papiere des Schiffs seien in Ordnung. Er fürchte eine ähnliche Situation wie bei dem Flüchtlingshilfsschiff „Aquarius“, das vor einer Woche tagelang mit 630 Flüchtlingen an Bord über das Mittelmeer geirrt war, nachdem Italien ihm das Anlaufen seiner Häfen verweigert hatte. Die „Aquarius“konnte schließlich im spanischen Valencia anlegen.