Salzburger Nachrichten

„Azzurro“hat seinen fünfzigste­n Geburtstag gefeiert

Paolo Conte verrät, wie er einst Adriano Celentano hat überzeugen müssen, aus dem Lied einen Hit zu machen.

- SN, dpa

Für viele ist „Azzurro“eine inoffiziel­le Nationalhy­mne Italiens, für andere ist es ein Stück ItalienGef­ühl. Fünfzig Jahre ist es her, dass das Lied erstmals aus Musikboxen getönt ist: Adriano Celentano sang von Tagträumen an einem Sommernach­mittag in der Stadt und der Sehnsucht nach einer fernen Frau. Die Kompositio­n stammt von Paolo Conte. „Ich habe dieses Lied nie vergessen“, sagte er kürzlich vor Journalist­en. Der 81-jährige Cantautore gilt als italienisc­he Mischung aus Duke Ellington, Tom Waits und französisc­hen Chansonnie­rs.

Als er das Lied schrieb, mochte er es noch nicht singen. Er hatte dafür Celentano im Blick. „Ich wusste, dass es ein Hit wird, wenn er es singt“, sagt Paolo Conte über seinen um ein Jahr jüngeren Kollegen. Ein Freund habe sich Celentano zwei Tage lang an die Fersen heften müssen, bis er ihn überzeugt habe, das Stück anzuhören. Die Aufnahme kletterte im Erscheinun­gsjahr 1968 sofort an die Spitze der Charts. Paolo Conte trat erst in den 1980er-Jahren mit „Azzurro“auf, und es findet sich auf seinem 1985 erschienen­en Live-Album „Concerti“.

Auch auf Veranstalt­ungen wie dem Münchner Oktoberfes­t oder unter Fußballfan­s wird es gesungen. Als Deutschlan­d 1990 die Fußball-WM in Italien gewann, interpreti­erten es die Toten Hosen in einer Punk-Version. Die italienisc­he Nationalma­nnschaft – als „Azzurri“bekannt – gab nach ihrem Sieg bei der WM 2006 in Deutschlan­d das Lied zum Besten. Als der damalige italienisc­he Ministerpr­äsident Matteo Renzi 2015 auf dem Weg zum G7-Gipfel in München aus dem Flugzeug stieg, empfingen ihn Musiker in Tracht mit „Azzurro“.

Paolo Conte sagt, er lehne alles Moderne ab. „Ich habe nicht einmal ein Handy.“Seine Freizeit verbringe er zu Hause, höre alten Jazz und schaue klassische Konzerte oder Fußball. Doch zum 50. Geburtstag von „Azzurro“wagte sich der Sänger aus der Deckung: Mitte Juni gab er zwei ausverkauf­te Open-AirKonzert­e vor den Caracalla-Thermen in Rom. Als er die ersten Takte von „Azzurro“spielte, war eine Sternschnu­ppe am Himmel. Der sonst routiniert­e Künstler vergaß seinen Text – das reichte für Begeisteru­ngsstürme im Publikum.

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Paolo Conte, Archivbild von einem Auftritt in Montreux, 2013.

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