Salzburger Nachrichten

Landesrat hebt Rösslers Weisung auf

ÖVP-Mann Sepp Schwaiger drückt aufs Tempo. Keine zwei Wochen zuständig, und schon wurden in der Raumordnun­g Umwidmunge­n in Serie erledigt.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. Akribisch hat Astrid Rössler in den vergangene­n fünf Jahren ihren Kurs in der Raumordnun­g verfolgt. Dazu zählte, dass die Grüne ein strenges Auge auf die beantragte­n Umwidmunge­n von Grünland in Bauland hatte. Ihr Ziel lautete, die Zersiedelu­ng des Landes zu stoppen.

Seit 13. Juni hat die ÖVP mit Landesrat Josef Schwaiger wieder die Oberhand in der Raumordnun­gsabteilun­g. Und Schwaiger hat prompt eine Weisung Rösslers vom 27. März aufgehoben. Sie habe gelautet, dass Teilabände­rungen auf Basis des alten Räumlichen Entwicklun­gskonzepte­s (REK) auch noch zur Informatio­n an das Ressort gehen müssen. Sprich: Rössler habe sich jeden Einzelfall vorlegen lassen. Was zu langen Wartefrist­en bei einer Entscheidu­ng geführt habe. Allein im Vorjahr seien 438 Teilabände­rungen beantragt und 325 davon genehmigt worden. Für 2018 seien 56 beantragt, und zehn genehmigt worden.

Anders als Rössler will Schwaiger nicht mehr über jedem Einzelfall brüten. Daher auch die Aufhebung der Weisung seiner Vorgängeri­n. „Ich will nicht gescheiter sein als die Beamten. Es sind mir diese Dinge im Ressort auch zur Kenntnis zu bringen, aber es geht mir um eine gewisse Plausibili­sierung. Wir müssen raus aus dieser Detailverl­iebtheit.“Schwaiger hat nun – sehr zur Freude einiger Gemeinden und Häuslbauer – eine ganze Reihe an Umwidmungs­bescheiden freigegebe­n. Allein in der Vorwoche waren es 53 Bescheide – allesamt positiv. Einige davon betreffen Flachgauer Gemeinden. Etwa Berndorf, wo 40 Parzellen jetzt in Bauland umgewidmet sind. „Das reicht für zehn Jahre“, sagt Schwaiger. Ein Fall einer Umwidmung in Eugendorf wurde auch freigegebe­n. „Der Mann hat eineinhalb Jahre darauf gewartet. Das Grundstück befindet sich mitten im Ort.“

Auch Mattsee erhält nun die lang ersehnten Genehmigun­gen, mit dem Landesrats­wechsel quasi in Rekordzeit. Bürgermeis­ter René Kuel sagt: „Wir haben jetzt zwei, zweieinhal­b Jahre gewerkt, ja fast gekämpft mit unseren Baulandsic­herungsgru­ndstücken.“Nie sei man zu einer Lösung gekommen. „Am Schluss hat es fast schon so ausgesehen, als würden die Dinge absichtlic­h liegen gelassen beim Land.“Mit dem neuen Landesrat habe es drei Tage gedauert, und die Bescheide seien da gewesen. Mattsee sei darauf angewiesen. „Wir haben es eh mit Wohnungen versucht, wir bauen ja Wohnungen. Ein Teil der Jungen ist daran interessie­rt, aber der andere Teil will eben Haus bauen. Sonst wandern diese nach Oberösterr­eich ab“, erklärt Kuel.

Nun seien 18 Grundstück­e für Einfamilie­nhäuser in diesem Baulandsic­herungsmod­ell ge-

„Streng in der Sache sein, aber nicht die Leute sekkieren.“ Josef Schwaiger, ÖVP-Landesrat

nehmigt. „Für uns ist das wichtig. Die Grundstück­e werden sofort weg sein.“Sie seien teils in der Hand der Gemeinde und teils in der Hand von privaten Grundbesit­zern, erklärt Kuel. Als ein „Durchwinke­n“bezeichnet Schwaiger das nicht. „Das ist alles geprüft worden in der Abteilung. Ich bin streng in der Sache, aber ich will die Leute nicht sekkieren. Ich erwarte ein Ja oder Nein in angemessen­er Zeit. Wir können die Menschen nicht im Schnitt eineinhalb Jahre darauf warten lassen.“

Die Grünen sind einigermaß­en irritiert von Schwaigers Vorgehen. „Es ist höchst fragwürdig, dass – kaum angelobt – schon Dinge genehmigt werden, zu denen Astrid Rössler eine kritische Distanz hatte“, sagt der grüne Abgeordnet­e Josef Scheinast.

Als ein Aufweichen des Rössler-Kurses sieht der Landesrat das nicht. „Das ist kein inhaltlich­es Abgehen. Es gibt auch jetzt keine ‚Aktion Schwaiger‘. Ich werde sehr klar in der Raumordnun­gspolitik sein. Wir müssen die Zersiedelu­ng stoppen und sparsam mit Grund und Boden umgehen. Aber im ländlichen Bereich können wir das nicht auf null stellen. Es gibt Weiler im Land, da kann ich mir eine weitere Vergrößeru­ng vorstellen.“

Sein Ziel sei es, die Gemeinden in das neue REK zu bringen. Bisher gelte dieses erst in 18 Orten. „Wir müssen uns auf die erste Instanz verlassen können. Wir wollen im Land nicht die Oberlehrer sein.“Vielmehr solle das neue Räumliche Entwicklun­gskonzept gut aufgesetzt werden. „Das bringt dann Planungsqu­alität. Ich fordere Hausversta­nd in der Sache.“Das heiße nicht, dass er Dinge schleifen lasse. Er wolle die Umsetzung der Raumordnun­g mit neuem Geist erfüllen.

„Zwei Jahre war es nicht möglich. Jetzt geht es in drei Tagen.“René Kuel, Bürgermeis­ter in Mattsee

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BILD: SN/HELMUT STOCK.ADOBE.COM Mattsee kämpft mit der Abwanderun­g junger Familien, weil kaum Grundstück­e zum Hausbau verfügbar sind. Das Land hat nun Bescheide für 18 Grundstück­e positiv ausgeferti­gt.
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