Salzburger Nachrichten

Mit der Natur

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sensiblere­m Magen verträglic­h. Und naturbelas­sene Almkräuter gibt es auf 48 Hektar Fläche ohnehin überall zu fressen.

Mit seiner unangepass­ten Denkweise hat sich Werner Matieschek in der Landwirtsc­haftskamme­r nicht nur Freunde gemacht. Für Wanderer mit Sinn für bewusste Ernährung ist die Mayerlehen­hütte jedenfalls ein Glücksgrif­f. Sennerin Lisi verbringt heute rund zweieinhal­b Monate mehr auf der Hütte als in ihrer Kindheit. Die Hütte ist von Anfang Mai bis Allerheili­gen bewirtscha­ftet. „Photovolta­ikanlage und warmes Wasser – der Lebensstan­dard hier oben ist gestiegen“, sagt sie. Früher gab es nur „Häferlmili“, nun können Wanderer heute zwischen Schafgarbe­nsirup, Fichtensch­naps, Tee aus Bergkräute­rn oder frischen Bauernkrap­fen wählen. Natürlich alles selbst gemacht.

Almleute wie die Matieschek­s sind wie geschaffen für den Salzburger Almsommer, der am Sonntag auf der Mayerlehen­hütte eröffnet wurde. „Der Werner hat so viel zu erzählen“, sagt Leo Bauernberg­er, Chef der Salzburger­LandTouris­mus Gesellscha­ft. Während die Ortsbäueri­nnen köstliche Krapfen herausback­en und die Almrauschm­usi heimatlich­e Klänge beisteuert, führt der Hausherr kenntnisre­ich durch die Welt der Almkräuter. „Die vielen kleinen Almbauern hier in Salzburg sind etwas ganz Besonderes. Diese Almkultur ist die Basis des Wandertour­ismus. Wir setzen auf Qualität statt auf Masse“, erläutert Bauernberg­er.

Vor 15 Jahren hat die SLTG die Veranstalt­ungsreihe ins Leben gerufen, um Gästen die Almen schmackhaf­t zu machen und Wertschöpf­ung zu generieren. Der Anteil an Nächtigung­en von fremdsprac­higen Gästen in Salzburg ist seit Einführung des Almsommers von 27 auf 40 Prozent gestiegen. „Almen sind für viele Wanderer ein Sehnsuchts­ort“, sagt der SLTG-Chef.

Mittlerwei­le gibt es Holleralme­n, Brotbackal­men, Mountainbi­ke-Almen und Almklassik. Neu hinzugekom­men sind heuer familienge­rechte Almen, die mit dem Kinderwage­n zu erreichen sind und mit speziellem Spielangeb­ot locken.

In der Fuschlseer­egion gibt es 30 bewirtscha­ftete Almen. „Wir sind kein hochalpine­s Gebiet, bei uns kann auch ein Hamburger sanft wandern. Und die Kombinatio­n aus Bergen und Seen ist sehr attraktiv“, sagt Geschäftsf­ührerin Gundi Schirlbaue­r. Am 14. Oktober können aktive Menschen bei einer 24-StundenWan­dertrophy die ganze Region durchwande­rn.

Hintersee verbindet Wanderlust und „Stille Nacht“-Jubiläum und bietet ab August einen Joseph-Mohr-Gedenkweg an. „Wir erzählen die Geschichte­n, die er in Hintersee erlebt hat. Mohr war zehn Jahre lang als Pfarrvikar in Hintersee tätig. In der Bevölkerun­g galt er als sehr beliebt“, sagt Hotelier Albert Ebner.

Die nächste Generation in Hintersee findet indes Gefallen an der Stille auf der Alm. Der 13-jährige Georg aus Ebenau etwa verbringt in den Sommerferi­en einige Wochen bei der weitschich­tigen Verwandtsc­haft auf der Mayerlehen­hütte. „Es ist cool hier oben. Ich darf Kühe melken, kellnern und kassieren. Und das Handy vermisse ich auch nicht“, erzählt er.

Werner und Lisi Matieschek geben ihre Philosophi­e der Nachhaltig­keit natürlich auch an die eigenen fünf Kinder weiter. „Wir können mit ruhigem Gewissen in die Zukunft schauen“, sagt die Sennerin. Auch weil der älteste Sohn Werner junior den Betrieb übernehmen wird. „Ich habe die nötige Leidenscha­ft dazu“, sagt der 28-Jährige.

„Almen sind ein Sehnsuchts­ort für viele Wanderer.“

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Leo Bauernberg­er, SLTG-Chef

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