Neue Schule startet ohne Schulwart und Sekretärin
Kurios: Die acht Klassen des BORG Oberndorf übersiedeln in ein neues Schulgebäude. Aber es gibt keine eigene Direktorin und keine Verwaltung. „Ein Schildbürgerstreich“, sagen Elternvertreter.
Die Schülerinnen und Schüler des BORG Oberndorf werden ab September in einem modernen Neubau zur Schule gehen. Dort gibt es eigene Räume für Direktion, Sekretariat und Administrator. Es gibt auch Räumlichkeiten für einen Schulwart und eine Bibliothek.
Allerdings: Es gibt keinen Direktorenposten, keine Sekretärin, keinen Administrator, keinen Schulwart und keine Bücher.
Denn das BORG Oberndorf wurde bis heute nicht zu einer selbstständigen Schule umgewidmet – obwohl im Herbst 2018 schon der achte Jahrgang startet. Die acht Klassen mit den rund 170 Schülern und 39 Lehrkräften sind lediglich „dislozierte Klassen“,
„Die Schüler müssen vor der Schule warten, bis der erste Lehrer eintrifft.“
die vom 23 Kilometer entfernten BORG Nonntal in der Stadt Salzburg mitbetreut werden.
Weil es also keinen Schulwart gibt, muss am Morgen ein Lehrer früher kommen, um das Gebäude aufzusperren – und länger bleiben, um abends zuzusperren. Früher anreisende Schüler müssten warten, bis ein Lehrer aufsperre, kritisiert der stellvertretende Schulsprecher Tobias Lang. „Im Winter ist das eine Zumutung.“Wegen des fehlenden Sekretariats seien auch die Supplierpläne oft nicht aktuell, Krankmeldungen von Schülern seien umständlich.
Den Telefondienst, Botendienste zwischen Oberndorf und Nonntal und kleine Reparaturen erledigen ebenfalls Lehrkräfte, um die Schulleitung kümmert sich „Standortleiterin“Karin Hochradl. Einen eigenen Schulgemeinschaftsausschuss, wo wichtige Themen abgestimmt werden sollten, gibt es nicht. Die Eltern müssen alle Angelegenheiten über den Umweg im Nonntal erledigen. Ein „Schildbürgerstreich“sei das alles, kritisiert Elternvertreterin Anneliese Weissenböck.
Die Selbstständigkeit des BORG Oberndorf wünschen sich nicht nur Lehrer, Eltern und Schüler, sondern auch die Direktorin des BORG Nonntal, Ingrid Rathmair-Rosenkranz. Die beiden Schulen würden sich in unterschiedliche Richtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten entwickeln, sagt RathmairRosenkranz.
Aus dem Büro von LH Wilfried Haslauer (ÖVP) heißt es dazu, man bemühe sich intensiv darum, dass die Schule eigenständig werde. Auch der designierte Bildungsdirektor Rudolf Mair betont, er mache sich dafür stark.
Die Entscheidung darüber fällt allerdings in Wien. Im Bildungsministerium hieß es auf SN-Anfrage schon vor zwei Jahren, das Personal für das BORG Oberndorf sei ein „Thema“.
Geschehen ist seitdem jedoch nichts. Auf die jüngste SN-Anfrage sagte am Freitag Annette Weber, die Sprecherin von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), man strebe eine Lösung bis zum Schuljahr 2019/20 an. Ob das BORG zu einer eigenen Schule aufgewertet werde, stehe aber noch nicht fest. Infrage käme auch eine Clusterlösung – also der Zusammenschluss mehrerer Schulstandorte mit einem gemeinsamen Sekretariat.