Ein Fußballskandal in Hellbrunn und die Folgen
Ausschlüsse, Raufereien, Attacken auf Schiedsrichter, abgebrochene Spiele – all das gehört (leider) zum Fußball wie Ball und Tore. Auf Salzburgs ersten großen Fußballskandal blicken wir heute zurück. Am 26. Juni 1933, also vor genau 85 Jahren, trafen der 1. SSK 1919 und der SAK 1914 in der letzten Runde aufeinander. Für beide ging es um nichts mehr, der SAK stand zum zehnten Mal hintereinander als Meister fest, der SSK war Schlusslicht.
Dennoch geht es auf dem Platz des SSK neben der Hellbrunner Kaserne heiß her – bei strömendem Regen. In der fünften Minute bringt Karl Sachs (der spätere legendäre AustriaPräsident) die Hausherren in Führung. Wenig später geht es drunter und drüber, es herrscht Fußball-Wildwest: Als SSK-Torhüter Hans Lercher bei einem Ausschuss von SAK-Stürmer Karl Kainberger behindert wird, ist dieser Ziel einiger SSK-Spieler, von Karl Bauer wird er getreten und geohrfeigt. Daraufhin schließt Schiedsrichter Willi Lercher den Übeltäter Bauer aus und gibt Elfmeter für den SAK – Bacher gleicht aus. Nun tritt der wortgewaltige Sachs auf den Plan: grobe Beschimpfung des Referees und Aufforderung an die Mitspieler, das Feld zu verlassen. Weil nur drei BlauSchwarze bleiben, bricht der Schiedsrichter nach 16 Minuten ab, in der Kabine muss er vor weiteren Angriffen geschützt werden.
Schwerarbeit in den nächsten Tagen muss der Straf- und Meldeausschuss des Salzburger Fußballverbands leisten. Es gibt drastische Strafen. Sachs, Karl Erleshofer und Karl Fröhlich werden für drei Monate, Fritz Morawetz für zwei Monate gesperrt, ein SSK-Funktionär darf sechs Monate keinen Salzburger Fußballplatz betreten, der SSK wird als Verein gesperrt und muss 20 Schilling Geldstrafe wegen Aufstellung eines nicht spielberechtigten Akteurs zahlen – genau dieser, Karl Bauer, hatte ja die Skandalszenen angezettelt. Bauer entzog sich der „Gerichtsbarkeit“durch den Salzburger Fußballverband, er verließ Hals über Kopf den SSK und meldete sich beim Verband der Arbeiterfußballer (VAFÖ) an, damit konnte er nicht mehr bestraft werden und sein neuer Verband tat es auch nicht.
Ungeachtet der Vorkommnisse feierte der SAK vier Tage nach dem Abbruchspiel seinen zehnten Meistertitel mit einem großen Fest auf dem Platz in Nonntal. Sportlicher Höhepunkt war ein Freundschaftsspiel gegen den LASK, das 2:2 endete.