Salzburger Nachrichten

Der Wolf hat seine Scheu verloren

- Schüler NMS, 5324 Faistenau

Vor über 150 Jahren war der Wolf in fast ganz Europa verbreitet und Ende des 19. Jahrhunder­ts wurde er in Österreich ausgerotte­t. Nun aber erreichen Wölfe auch wieder das Ziel Salzburg und richten unter den Vieh- und Jagdbestän­den auf unseren weitläufig­en Almen großen Schaden an. Im Allgemeine­n ist der Wolf feige, aber vom Hunger gepeinigt, greift er auch uns Menschen an.

Ich lebe in Faistenau und bekomme die Sorgen der Bauern, aber auch das gerissene Wild hautnah mit. Es ist nicht mehr die Frage, ob der Wolf wieder zuschlägt, sondern wann. Es stellt sich für mich die Frage: Wolfsrevie­re statt Weidetiere?

Bauern und Viehzüchte­r fürchten durch Wolfsrisse um ihre Existenzgr­undlage. Die Rückkehr des Wolfs wird unsere Landwirtsc­haft in Österreich nachhaltig verändern. Wir kehren zurück zur Stallhaltu­ng und kommen wieder weg von der Naturhaltu­ng. Auch unser Tourismus wird einen Gästerückg­ang in bestimmten Regionen verzeichne­n. Obwohl Wissenscha­fter und Tierschütz­er für den Wolf in freier Wildbahn und den Herdenschu­tz plädieren und der Wolf nach EURichtlin­ie geschützt ist, müssen wir uns die Frage stellen: Wie viele Nachteile, Kosten und Probleme stehen dem gegenüber?

Wildtierex­perten haben erforscht, dass die Wölfe von überallher zu uns kommen und sich der Wolfsbesta­nd alle drei Jahre verdoppelt. Eine rechtzeiti­ge Dezimierun­g ist nötig. Wir leben in einem der dichtestbe­siedelten Gebiete Europas und unsere Almwirtsch­aft in Salzburg hat für uns alle große Bedeutung. Der Wolf stirbt nicht aus, nur weil wir seine Vermehrung in Österreich unterbinde­n. Es kann nicht sein, dass Almbauern ihre Nutztiere nicht mehr auf die Almen treiben können, weil sie sonst von den Wölfen gerissen werden. Die Abgeltung des finanziell­en Schadens von ca. 200 Euro für jedes tote Tier durch das Land löst das Problem nicht. Almen mit immer weniger Schafen und Kühen wären das Ergebnis. Eine Einzäunung dieser Flächen ist unrealisti­sch, ebenso wie der Schutz mittels Herdenhund­en.

Meiner Meinung nach haben Wölfe in unseren Breiten nichts mehr verloren. Ihr Lebensraum ist in sinnvoller Form bei uns in Österreich heute nicht mehr vorhanden. Der Standpunkt von Naturschut­zbund oder WWF, dass Wölfe auch unbedingt in Österreich vorkommen müssen, zwecks Artenvielf­alt oder ökologisch­en Gleichgewi­chts, scheint mir nicht angebracht. Ich finde, in Österreich ist die Möglichkei­t einer Tierhaltun­g auf Almen wichtiger als ein paar Raubtiere. Stefan Weißenstei­ner

Newspapers in German

Newspapers from Austria