Der Wolf hat seine Scheu verloren
Vor über 150 Jahren war der Wolf in fast ganz Europa verbreitet und Ende des 19. Jahrhunderts wurde er in Österreich ausgerottet. Nun aber erreichen Wölfe auch wieder das Ziel Salzburg und richten unter den Vieh- und Jagdbeständen auf unseren weitläufigen Almen großen Schaden an. Im Allgemeinen ist der Wolf feige, aber vom Hunger gepeinigt, greift er auch uns Menschen an.
Ich lebe in Faistenau und bekomme die Sorgen der Bauern, aber auch das gerissene Wild hautnah mit. Es ist nicht mehr die Frage, ob der Wolf wieder zuschlägt, sondern wann. Es stellt sich für mich die Frage: Wolfsreviere statt Weidetiere?
Bauern und Viehzüchter fürchten durch Wolfsrisse um ihre Existenzgrundlage. Die Rückkehr des Wolfs wird unsere Landwirtschaft in Österreich nachhaltig verändern. Wir kehren zurück zur Stallhaltung und kommen wieder weg von der Naturhaltung. Auch unser Tourismus wird einen Gästerückgang in bestimmten Regionen verzeichnen. Obwohl Wissenschafter und Tierschützer für den Wolf in freier Wildbahn und den Herdenschutz plädieren und der Wolf nach EURichtlinie geschützt ist, müssen wir uns die Frage stellen: Wie viele Nachteile, Kosten und Probleme stehen dem gegenüber?
Wildtierexperten haben erforscht, dass die Wölfe von überallher zu uns kommen und sich der Wolfsbestand alle drei Jahre verdoppelt. Eine rechtzeitige Dezimierung ist nötig. Wir leben in einem der dichtestbesiedelten Gebiete Europas und unsere Almwirtschaft in Salzburg hat für uns alle große Bedeutung. Der Wolf stirbt nicht aus, nur weil wir seine Vermehrung in Österreich unterbinden. Es kann nicht sein, dass Almbauern ihre Nutztiere nicht mehr auf die Almen treiben können, weil sie sonst von den Wölfen gerissen werden. Die Abgeltung des finanziellen Schadens von ca. 200 Euro für jedes tote Tier durch das Land löst das Problem nicht. Almen mit immer weniger Schafen und Kühen wären das Ergebnis. Eine Einzäunung dieser Flächen ist unrealistisch, ebenso wie der Schutz mittels Herdenhunden.
Meiner Meinung nach haben Wölfe in unseren Breiten nichts mehr verloren. Ihr Lebensraum ist in sinnvoller Form bei uns in Österreich heute nicht mehr vorhanden. Der Standpunkt von Naturschutzbund oder WWF, dass Wölfe auch unbedingt in Österreich vorkommen müssen, zwecks Artenvielfalt oder ökologischen Gleichgewichts, scheint mir nicht angebracht. Ich finde, in Österreich ist die Möglichkeit einer Tierhaltung auf Almen wichtiger als ein paar Raubtiere. Stefan Weißensteiner