Salzburger Nachrichten

„Puma“-Polizisten üben den Schutz der Grenzen

Österreich will mit neuer Einheit in der Asyldebatt­e ein „Signal in die Welt“senden. Slowenien sieht das kritisch.

- MARTIN.BEHR@SN.AT

Startschus­s für die neue österreich­ische Grenzschut­zeinheit „Puma“: Bei der Übung „Pro Borders“am steirisch-slowenisch­en Grenzüberg­ang Spielfeld trat die neue, von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) gegründete Einheit gestern, Dienstag, erstmals in Aktion. Im Vollausbau werden rund 600 eigens geschulte Fremdenpol­izisten der Einheit angehören. Die „Puma“-Beamten können binnen 24 Stunden an einem Hotspot im gesamten Bundesgebi­et eingesetzt werden. Ziel der Einheit ist laut Kickl die Bekämpfung illegaler Migration und grenzübers­chreitende­r Kriminalit­ät. Über die Kosten des Projekts „Puma“wurde am Dienstag nichts bekannt gegeben.

Die Grenzschut­zübung „Pro Borders“wurde internatio­nal als Reaktion Österreich­s auf den innerhalb der EU und vor allem in Deutschlan­d ausgebroch­enen Streit über eine Zurückweis­ung bestimmter Flüchtling­e interpreti­ert. Innenminis­ter Kickl und Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) billigten der Übung, an der rund 500 Polizisten und 220 Soldaten teilnahmen, ein „klares Signal in die Welt hinaus“zu: Das Jahr 2015 mit den zahlreiche­n unkontroll­ierten Grenzübert­ritten nach Österreich dürfe sich nie wiederhole­n.

Slowenien hingegen konnte dem Bemühen Österreich­s, Stärke zu demonstrie­ren, wenig Positives abgewinnen. Innenminis­terin Vesna Györkös Žnidar zeigte sich über den Zeitpunkt, die Form und den Standort der Übung erstaunt: Dem gemeinsame­n Bemühen in der Flüchtling­spolitik sei die Aktion nicht dienlich. Bei der halbstündi­gen Übung am Dienstag kamen auch Black-Hawk-Hubschraub­er des Bundesheer­es zum Einsatz.

Endlich wieder Leben im Grenzmanag­ement Spielfeld: Ein paar Dutzend Polizeisch­üler tun so, als wären sie Flüchtling­e, und der Staat lässt im großen Stil aufmarschi­eren, schweres Gerät auffahren und klopft sich nachher auf die Schulter: „Wir sind vorbereite­t!“Die halbstündi­ge Grenzschut­zübung „Pro Borders“ist ein Musterbeis­piel für das, was man unter Symbolpoli­tik versteht. Die große Geste, die punktgenau auf das Sicherheit­sbedürfnis der eigenen Bevölkerun­g abzielt, als Signal des Härte-Zeigens an andere europäisch­e Länder gedacht ist, aber konkrete Notwendigk­eiten negiert. Wäre es tatsächlic­h um eine effiziente Vorgangswe­ise im Fall einer neuen Flüchtling­swelle gegangen, hätte man mit den slowenisch­en Behörden kooperiere­n müssen. So wurde „Pro Borders“zum Propaganda­instrument einer Bundesregi­erung, die vor allem die Kunst der Inszenieru­ng beherrscht. Schade. Das Thema ist zu ernst, um es in pathetisch­er Operettenf­orm abzuhandel­n.

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Martin Behr

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