Salzburger Nachrichten

Die Matura auf dem Prüfstand

Der Bildungsmi­nister reagiert auf die schlechten Ergebnisse. Grundsätzl­ich soll die Zentralmat­ura aber nicht infrage gestellt werden.

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Matthias Meisl ist Direktor des Gymnasiums in Hallein. Einer, der jeden Tag dafür kämpft, dass seine Schülerinn­en und Schüler nach acht Jahren die Matura machen. Und die ist ein wenig ins Gerede gekommen. Denn die Ergebnisse der diesjährig­en Zentralmat­ura sind nicht besonders berauschen­d. Das zeigen die Daten, die Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) nun präsentier­te.

Jeder fünfte Schüler ist bei der schriftlic­hen Mathematik-Klausur gescheiter­t. An den AHS schrieben rund 22 Prozent der Jugendlich­en einen Fünfer, an den berufsbild­enden höheren Schulen (BHS) waren es 19 Prozent. „Gerettet“wurden viele bei der (mündlichen) Kompensati­onsprüfung: An den AHS besserten sich rund zwei Drittel den Fünfer aus, an den BHS rund drei Viertel.

An den AHS hat es damit rund doppelt so viele Fünfer gegeben wie 2015 und 2017 und praktisch gleich viele wie 2016. An den BHS, wo die Zentralmat­ura erst ein Jahr später eingeführt wurde, ist es das bisher schlechtes­te Ergebnis: 2016 waren 13 Prozent der Arbeiten negativ, 2017 neun Prozent (siehe Grafik).

Bei den Schulforme­n gibt es ebenfalls ein deutliches Bild: An den AHS schnitten wie in jedem Jahr die Langformen besser ab als die Oberstufen­real- und Aufbaugymn­asien – am deutlichst­en in Mathematik (Langform: 19,5 Prozent Fünfer; Oberstufen­realgymnas­ium -Aufbau: 29,5 Prozent). Die Unterschie­de waren dabei etwas geringer als 2016 und etwas größer als 2017.

Am schlechtes­ten fiel die Mathematik-Zentralmat­ura bei der Berufsreif­eprüfung aus. Schriftlic­h scheiterte fast die Hälfte der Schüler (47 Prozent; 2017: 30 Prozent), selbst nach den Kompensati­onsprüfung­en blieb noch ein Viertel auf einem Fünfer sitzen.

Was ebenfalls hervorstic­ht, ist die geringe Zahl an Sehr gut: An den AHS hatten nur neun Prozent einen Einser (2017: 15 Prozent), an den BHS nur sechs Prozent (2017: elf Prozent). Das entspricht hochgerech­net in einer Maturaklas­se von 20 Schülern gerade einmal zwei (AHS) bzw. einem (BHS) Sehr gut.

Wie interpreti­ert nun Meisl, der langgedien­te Direktor von Hallein, diese Ergebnisse? Den Unterschie­d zwischen einzelnen Schulen habe es immer schon gegeben, sagt er. „Wahrschein­lich sind die Schüler in der Langform der AHS im Durchschni­tt halt etwas besser als etwa in einem Oberstufen­gymnasium, wo die meisten aus der Neuen Mittelschu­le kommen.“Aber natürlich gebe es in beiden Schultypen bessere und schlechter­e Schüler, grundsätzl­ich sei es schwierig, verschiede­ne Schultypen und Schulen zu vergleiche­n, zu unterschie­dlich seien die Anforderun­gen – aber auch die Lehrer.

Mit den Aufgaben der Zentralmat­ura ist Meisl nicht zufrieden. Die Themenstel­lungen seien oft sehr theoretisc­h und wenig auf den tatsächlic­hen Unterricht abgestimmt. „Wenn man acht Jahre in eine AHS geht, dann sollte man eigentlich die schriftlic­he Matura schaffen – oder mindestens 90 Prozent der Schüler“, sagt er.

Ähnlich sieht das anscheinen­d auch Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP). Er will einige Punkte bei der Durchführu­ng der Zentralmat­ura auf den Prüfstand stellen. Unter anderem soll die Textlänge der Mathe-Aufgaben zurückgehe­n, bei der Beurteilun­g soll es klarere Vorgaben für die Punkteverg­abe geben und die organisato­rischen Rahmenbedi­ngungen sollen überdacht werden.

Am Grundkonze­pt der Zentralmat­ura soll sich aber nichts ändern. Die standardis­ierte Reifeprüfu­ng habe sich grundsätzl­ich bewährt, betonte der Minister. „Wir brauchen einen zentralen und gemeinsame­n Kern. Wenn man jetzt zu viel differenzi­ert, geht die eigentlich­e Zielfunkti­on verloren.“

Jedenfalls wird eine „Überprüfun­gsgruppe“mit Schulpartn­ern, Mitglieder­n der Bundes-Reifeprüfu­ngskommiss­ion, Fachdidakt­ikern und Mathematik­ern eingericht­et. Der ehemalige Wiener Stadtschul­ratspräsid­ent Kurt Scholz (SPÖ) soll als Vorsitzend­er eines „Forum Zentralmat­ura“Feedback von Schulen aller Bundesländ­ern einholen. Schließlic­h soll auch die Bedeutung der Feldtestun­gen der Aufgaben im Vorfeld der Matura steigen.

Die Zahl der Sehr gut ist sehr gering

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