Salzburger Nachrichten

Ronaldo „glänzte“nur als Kritiker

Fast vom Platz geflogen, kein Tor, Elfer verschosse­n: Cristiano Ronaldos WM-Auftritt hat die ersten Kratzer abbekommen.

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Die ersten schweren Dellen an seinem WM-Image haben Cristiano Ronaldo hart getroffen, Hohn und Spott ließen nicht lange auf sich warten. „Eine Nacht zum Vergessen, CR7“, titelte Spaniens Sportblatt „Marca“. „Ronaldo erinnerte an Messi, nicht im Guten“, höhnten die Kollegen von „As“.

Erstmals kein Tor, ein Elfmeter verschosse­n wie Argentinie­ns Lionel Messi gegen Island – und nur mit viel Glück nicht vom Platz geflogen. Schimpfend und kritisiere­nd ließ Kapitän Ronaldo seine Mitspieler nach dem Schlusspfi­ff zum mühsamen 1:1-Zitterremi­s gegen den Iran auf dem Platz zurück.

Die besten Spieler seien nun mal enttäuscht­er als andere, meinte Portugals Nationalco­ach Fernando Santos. „Sie wollen immer gewinnen, sie wollen immer die Besten sein. Wenn sie das nicht schaffen, sind sie verärgert“, sagte er und versuchte damit, Ronaldos Verhalten zu rechtferti­gen. Dabei steht Ronaldo mit dem Europameis­ter doch immerhin im Achtelfina­le. Mindestzie­l erreicht. Dass es nicht in einem Fiasko für Ronaldo endete, hatte er zum einen dem Kunstschüt­zen Ri- cardo Quaresma zu verdanken, der sein Team mit einem Traumtor in Führung gebracht hatte. Tor Nummer fünf der Portugiese­n bei der WM, Tor Nummer eins, das nicht Ronaldo erzielte. Bedanken konnte sich Ronaldo aber auch beim Schiedsric­htergespan­n. Nur Gelb gab es für seine Aktion in der 81. Minute, ein vermeintli­cher Ellbogensc­hlag gegen Morteza Pouraligan­ji. „Ellbogen bedeutet Rot. So lauten die Regeln“, wetterte Irans portugiesi­scher Trainer Carlos Queiroz (siehe Kopf des Tages).

Per Videobewei­s hatte Ronaldo vorher die Chance auf seinen fünften WM-Treffer serviert bekommen. Er scheiterte aber an Torwart Alireza Beiranvand. Das noch eher spärlich sprießende Ziegenbärt­chen brachte Ronaldo diesmal kein Glück. Auch ansonsten kam der Angreifer kaum zum Abschluss. „Wir haben sichergest­ellt, dass der Ball dieses Fußballgen­ie nicht erreicht“, sagte Queiroz. Er weiß, wie man auch einen wie Ronaldo weitgehend neutralisi­eren kann: Queiroz trainierte ihn von 2008 bis 2010 in der Nationalma­nnschaft.

Erst mal beruhigt und besänftigt, begann Ronaldo den Einzug ins Achtelfina­le auch zu genießen. „Hey, wir sind weiter“, rief er Journalist­en zu und postete noch in der Nacht ein Foto der Mannschaft. „Gemeinsam und fokussiert ins Achtelfina­le. Auf geht’s, Portugal“, schrieb er und lachte schon wieder.

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BILD: SN/APA Es war nicht der Tag von Portugals Topstar Cristiano Ronaldo.

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