„Zusammenarbeiten kann ich mit jedem“
Rudolf Mair wird Chef der größten Behörde Salzburgs. Dass aus Wien noch nicht alle Vorgaben für die neue Bildungsdirektion vorliegen, beunruhigt ihn nicht.
Mit 1. Juli wird Rudolf Mair (55), bisher Landesschulinspektor für Sonderpädagogik, neuer Bildungsdirektor. Diese Position – vormals die des amtsführenden Landesschulratspräsidenten – wurde bisher von Johannes Plötzeneder ausgeübt. Dieser zog überraschend seine Bewerbung zurück, Mair stellte sich als einziger von fünf Kandidaten dem Hearing. Am Dienstag wurde er von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) angelobt. SN: Bildungsdirektor ist einer der Spitzenbeamtenjobs in Salzburg. Sind Sie der Einzige, der sich das zutraut? Rudolf Mair: Es gäbe eine Reihe von geeigneten Personen. Warum sie sich nicht beworben haben, weiß ich nicht. Mich interessiert die Aufgabe, ich finde sie spannend, aber es wird sicher kein Spaziergang. Ich bin seit knapp 30 Jahren in verschiedenen Positionen im Bildungsbereich tätig – als Lehrer, als Personalvertreter, in der Schulaufsicht. Ich bringe sehr viel Systemkenntnis mit, ich bin gut gerüstet. SN: Ein gutes Verhältnis zu LH Wilfried Haslauer soll auch nicht schaden … Ich habe ein gutes oder sehr gutes Verhältnis zu allen Stakeholdern. Sie werden niemanden finden, der mit mir nicht zusammenarbeiten kann. Das nehme ich für mich in Anspruch. SN: Bei den neuen Bildungsdirektionen handelt es sich um eine Verwaltungsreform. Wie viele Beamtenposten werden eingespart? Es ist nicht das Ziel, Arbeitnehmer auf die Straße zu setzen, sondern eine Behörde zu schaffen, die effektiv ist in dem, was sie tut,
und effizient darin, wie sie es tut. Es wird aber Synergien geben. Der erste Schritt ist die Zusammenführung des Schulamts und des Landesschulrats. Das Organigramm gibt der Bund vor. Es wird eine pädagogische Leitung geben und Zuständige für die Bildungsregionen. Viele Dinge sind aber noch nicht ganz klar. SN: Beunruhigt Sie das? Nein, dafür bin ich lange genug im System. Wir werden sicher mit 1. Jänner gut starten. SN: Was hat die einzelne Schule von dieser Verwaltungsreform? Eine effiziente Behörde ist immer ein Gewinn. SN: Wie ist es um die Bildung in Salzburg bestellt? Das Bildungssystem ist viel besser als sein Ruf. Das heißt nicht, dass es keine Herausforderungen gibt. Der Anteil der Schüler, die am Ende der Pflichtschulzeit nicht sinnerfassend lesen können, erfüllt mich mit Sorge. Andererseits reüssieren 85 Prozent. Was machen die richtig? Wir werden auch der Digitalisierung, der interkulturellen Durchmischung und der veränderten Arbeitswelt Rechnung tragen müssen. SN: Ab Herbst soll in den Pflichtschulen „Digitale Grundbildung“vermittelt werden, aber es gibt dafür nicht mehr Stunden. Kommen dann andere Fächer zu kurz? Das wird im Detail Aufgabe der Schulen sein. Ich glaube, man hat die Möglichkeit, diese Kompetenzen je nach Anlassfall in den Unterricht einzubauen. Das finde ich besser als eigene Stunden. SN: Schüler, die nicht gut Deutsch sprechen, sollen ab Herbst in eigenen Klassen unterrichtet werden. Ist Salzburg dafür gerüstet? Ich denke: ja. Es wird nach letzten Informationen 27 Klassen geben. Diese Ressourcen sind zugeteilt. SN: Haben die Schulen genug Personal für das, was Schule leisten soll? Das ist eine Fangfrage. Es ist festgelegt, wer wie viele Dienstposten bekommt, und damit arbeiten wir. Das funktioniert, aber jedes System ist ausbaufähig. SN: Warum gibt es jedes Jahr mehr Integrationsklassen, aber das Budget bleibt gleich? Ich handle die Finanzen nicht aus, ich bin im Vollzug. Wir werden versuchen, das Auslangen zu finden. Die Erhöhung der Dienstposten ist nicht immer das Allheilmittel. Das System ist vielschichtiger geworden. Wir haben seit einem Jahr an 45 Schulen die Schulsozialarbeit. Familien werden auch zu Hause betreut. Das unterstützt die Lehrkräfte sehr. Ich halte das für ein wirklich gutes und notwendiges Projekt. SN: Wie benoten Sie das Salzburger Schulsystem? Mit einem Gut. Im Gegensatz zu meinem Vorgänger ist meine Funktion nicht politisch, ich bin Bundesbeamter. Aber ich finde, es bringt nichts, ideologisch aufgeladene Debatten zu führen über die Ganztagsschule. Um die Kinder für die Zukunft vorzubereiten, ist die Vielfalt in einem differenzierten Schulsystem ein ganz wesentlicher Baustein. SN: Was soll man nach der Amtszeit von Rudolf Mair über Rudolf Mair sagen? Er hat den Leuten zugehört. Das Bildungsniveau ist gestiegen. Die Migrations- und Geschlechterdisparitäten konnten – teilweise – ausgeglichen werden.