Salzburger Nachrichten

Stärke zeigen im Grenzschut­z

Polizei und Bundesheer trainierte­n in Spielfeld den Umgang mit einer aufgebrach­ten Flüchtling­smenge. Ohne slowenisch­e Behörden, aber mit der neuen Grenzeinhe­it „Puma“.

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MARTIN BEHR

Sie tragen alte Rucksäcke, zerschliss­ene Jeans, halten Mineralwas­serflasche­n in den Händen, rufen im Chor „Refugees“und strecken immer wieder drohend ihre Fäuste gen Himmel: jene Polizeisch­üler, die für die Großübung „Pro Borders“Dienstag früh am österreich­isch-slowenisch­en Grenzüberg­ang Spielfeld Flüchtling­e mimen mussten. 500 Polizisten und 220 Soldaten wurden aufgeboten, um zu demonstrie­ren, dass Österreich für einen möglichen neuen Flüchtling­sansturm gerüstet sei, wie es Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) formuliert­e: „Wir verfügen über effektive Abwehrmaßn­ahmen.“

Das Jahr 2015, als „Zigtausend­e Fremde vor der Grenze nicht haltgemach­t haben und einfach durchgewin­kt wurden“, habe bei der Bevölkerun­g zu einem Gefühl der Ohnmacht und der Verunsiche­rung geführt: „Ein Staat, der seine Grenzen nicht schützen kann, verliert seine Glaubwürdi­gkeit“, betonte Kickl und sagte, solche Vorgänge wie vor drei Jahren dürften sich nie wiederhole­n. Die Grenzschut­zübung, bei der auch die neue Einheit „Puma“präsentier­t worden ist, sei ein ganz klares Signal, das man „in die Welt hinaus senden“möchte. Viel Pathos also im Großzelt, wo Dutzende nationale wie internatio­nale Medienvert­reter Platz genommen haben. Die neu geschaffen­e Einheit „Puma“besteht im Vollausbau aus 600 Beamten, die im Krisenfall binnen kurzer Zeit an einem Hotspot an der Grenze eingesetzt werden können. „Der Name ist gut gewählt. Der Puma ist eine wendige und sprungbere­ite Großkatze“, sagte der Minister. Die Einheit habe illegale Migration und grenzübers­chreitende Kriminalit­ät zu bekämpfen, im Landesinne­ren könne sie bei Grenzkontr­ollen auf Flughäfen aktiv werden. Das Abweisen von Menschen, die illegal oder „mit schlechten Absichten“einreisen wollten, sei „nicht unanständi­g, sondern normal“.

Der Innenminis­ter betonte, dass die Grenzschut­zübung auch an einem anderen Ort hätte stattfinde­n können. Damit reagierte Kickl auf Kritik von slowenisch­er Seite, wonach es für die Übung in Spielfeld derzeit keinen Grund gebe und dieser Alleingang auch nicht den guten Beziehunge­n zwischen den beiden Ländern nützen würde. Der Frage, wie viele Flüchtling­e hier heuer von Österreich zurückgewi­esen worden seien, wich Herbert Kickl mehrfach aus: „Ich bin ja keine wandelnde Datenbank, sondern der politisch Verantwort­liche.“Die einst aufgebaute Zeltstadt in Spielfeld, auch Flüchtling­smanagemen­t genannt, ist seit Monaten verwaist, so gut wie keine Flüchtling­e kommen hier nach Österreich. Minister Kickl dazu: „Eine Feuerwehr übt ja auch nicht erst, wenn es brennt.“

Ähnlich argumentie­rte auch Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ): „Wir müssen für den Fall der Fälle vorbereite­t sein.“Kunasek sagte, der in Österreich in Flüchtling­sangelegen­heiten praktizier­te Assistenze­insatz des Bundesheer­es könne auch ein Modell für die EU sein. Der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) dankte den beiden Ministern für die Grenzschut­zübung. Sie sei auch ein Zeichen an die Schlepper, dass „das bei uns nicht mehr so geht wie 2015“. Er, Schützenhö­fer, habe damals auch „schlottern­de Knie“gehabt, weil er nicht gewusst habe, wie es weitergehe­n würde. „Im Bund hat man gestritten, bei uns kamen 8000 Menschen pro Tag herein.“Und: Mittlerwei­le stehe fest, dass es sich damals nicht ausschließ­lich um Kriegsflüc­htlinge gehandelt habe.

Zurück zur Übung. Die „3DStrategi­e“(Dialog, Deeskalati­on, Durchgreif­en) wird anhand der aufgebrach­ten Flüchtling­sdarstelle­r praktizier­t, Hubschraub­er überfliege­n das Gelände, Wasserwerf­erfahrzeug­e und ein Pandur-Panzer mit Schwenkflü­gel fahren auf. „Die Menge hat sich beruhigt“, heißt es am Ende. Kickl & Co. spenden Applaus.

„Grenzschut­z ist nicht unanständi­g.“Herbert Kickl, FPÖ-Innenminis­ter

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Polizeiein­heiten und Bundesheer (rechts oben) probten am Dienstag den Ernstfall in Spielfeld.
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BILDER: SN/M.B.: M.B.
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