Salzburger Nachrichten

Nachdenken über kulturelle Symbole

- 5440 Golling

Am Samstag, 23. Juni, fand um 11 Uhr ein Vortrag von Christa Hassfurthe­r im Kunstraum Pro Arte in Hallein zur geschichts­trächtigen und nun abgerissen­en „Fischer-Villa“in Oberalm statt. Der Abriss dieses Hauses, in dem der Philosoph Ludwig Wittgenste­in seinen als sein Hauptwerk gehandelte­n „Tractatus logico-philosophi­cus“finalisier­te, soll zur Anerkennun­g von Leistungen der Wissenscha­ftswie Baukultur als Lehrbeispi­ele für heutige und künftige Generation­en anregen.

Denn man kann in der Frage der Erhaltungs­würdigkeit und Unterschut­zstellung des Gebäudes geteilter Meinung sein und in der Villa ein Symbol für das kulturelle Vermächtni­s eines originären Denkers sehen und deshalb den Abriss als Bärendiens­t an der Kultur kritisiere­n; man kann aber auch anerkennen, dass es viele geschichtl­ich wertvolle und also erhaltungs­würdige Gebäude in Österreich gibt, die man erhalten müsste.

Die Tatsache, dass etwas im Einzelfall Interessen verletzt, heißt ja nicht automatisc­h, dass es in einem größeren Kontext gerechtfer­tigt werden kann. Gleichwohl bleibt die Frage unbeantwor­tet, wie man mit kulturelle­n Symbolen umgeht. Hassfurthe­r, Mitglied einer Initiative zur Erhaltung der Villa, dokumentie­rte den Prozess von der Entdeckung des Hauses als Ort dieses bedeutende­n Geschehens über die Formulieru­ng der Idee einer kulturelle­n Nutzung bis zum tatsächlic­hen Abriss.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Veranstalt­ungen wie diese ein Nachdenken über den Umgang mit Dokumenten der Geschichte im Sinne eines Mehrwerts für die Zukunft anstoßen können. Dr. Leonhard Besl

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