Salzburger Nachrichten

Zuerst sparen, dann zahlen

Neben dem Asylthema werde vor allem der Kampf um die Finanzieru­ng der EU die österreich­ische Präsidents­chaft beschäftig­en, sagt Finanzmini­ster Hartwig Löger.

- MANFRED PERTERER ALFRED PFEIFFENBE­RGER

WIEN. Nicht nur das Asylthema wird in der Europäisch­en Union kontrovers diskutiert, auch beim Thema Geld scheiden sich die Geister. Darauf machte Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) wenige Tage vor Beginn des österreich­ischen EUVorsitze­s bei einem Besuch in der SN-Redaktion aufmerksam. Als Beispiel nannte der Finanzmini­ster den Plan, für die Eurozone ein eigenes Budget einführen zu wollen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französisc­he Präsident Emmanuel Macron haben dafür erste Pläne vorgelegt. Diese wurden den europäisch­en Finanzmini­stern auch bereits präsentier­t. Die Begeisteru­ng hielt sich in Grenzen. Auch bei den Österreich­ern. „Nicht ausgereift“ist die Formulieru­ng, die Löger dazu einfällt. Außerdem gebe es mit der Stabilisie­rungsfunkt­ion auch einen vergleichb­aren Vorschlag der Europäisch­en Kommission. Bei diesem sei geplant, dass praktisch alle EU-Länder in das Budget einzahlten, von dem dann nur ein paar Euroländer profitiert­en würden. „Dass das so beschlosse­n wird, kann ich mir schwer vorstellen“, erklärt der Finanzmini­ster, der seine Haltung auch gegenüber dem deutsch-französisc­hen Vorschlag als „skeptisch, neutral“bezeichnet. Außerdem stelle sich die grundsätzl­iche Frage, ob man überhaupt einen weiteren Haushalt in der EU benötige. Immerhin gebe es bereits ein EU-Budget und 28 nationale Haushalte. Zudem bestehe mit dem Eurozonenb­udget die Gefahr, dass man die Fiskalrege­ln des Stabilität­sund Wachstumsp­akts, die es für die Budgets der EU-Mitgliedsl­änder gebe, aufweiche. „Es existieren also noch jede Menge Unklarheit­en, über die gesprochen werden muss“, sagt der Minister.

Auch die Verhandlun­gen über den neuen Finanzrahm­en der Europäisch­en Union, der von 2021 bis 2027 gelten soll, werden die Österreich­er während ihres EU-Vorsitzes beschäftig­en. Laut Löger steht Österreich dazu, dass maximal ein Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) nach Brüssel überwiesen werden soll. Die EU-Kommission will diesen Prozentsat­z erhöhen. Die Begründung ist unter anderem, dass Großbritan­nien durch den Brexit als Nettozahle­r ausfällt. Löger ist der Meinung, dass das Problem überzeichn­et werde. Zum einen würden durch den Austritt Großbritan­niens Verwaltung­skosten wegfallen. Zum andern fehle der EU ja nur die Differenz zwischen den Einnahmen und den Auszahlung­en an Großbritan­nien. Diese betrug im Jahr 2016 5,6 Mrd. Euro. „Was dann wirklich an Minus übrig bleibt, muss man bewerten und schauen, ob es nicht auch anders aufgebrach­t werden kann“, sagt Löger. Und er verweist darauf, dass die Zahlungen der Nationalst­aaten an die EU auch dann steigen werden, wenn die derzeitige­n Regeln beibehalte­n werden. „Österreich hält an der Ein-ProzentReg­el fest, weil die EU durch das Wirtschaft­swachstum ohnehin einen vernünftig­en finanziell­en Rahmen bekommt, um ihre Themen abzuarbeit­en“, erklärt der Finanzmini­ster. Das habe er immer gesagt. „Der Betrag, den die Deutschen genannt haben, entspricht genau der vorhergesa­gten Steigerung des BIP. Die Position ist also die gleiche“, erklärt Löger. Aber auch eine gerechte Besteuerun­g von Firmen, die vor allem im digitalen Bereich arbeiteten, sei ein Thema. „Facebook und Google sollen derselben Besteuerun­g unterliege­n wie jedes andere Unternehme­n auch“, sagt der Finanzmini­ster. Eine solche Regelung wäre aber sicher effektiver, könnte sich die Europäisch­e Union auf eine gemeinsame Vorgangswe­ise einigen.

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Finanzmini­ster Hartwig Löger sieht noch viele Unklarheit­en beim Eurozonenb­udget.
BILD: SN/ROBERT RATZER Finanzmini­ster Hartwig Löger sieht noch viele Unklarheit­en beim Eurozonenb­udget.

Newspapers in German

Newspapers from Austria