Salzburger Nachrichten

Regen stoppt Vermissten­suche

Seit sechs Tagen gibt es kein Lebenszeic­hen von den zwölf in einer Höhle in Thailand eingeschlo­ssenen Jugendlich­en. Nach Unwettern steht das Wasser bis zum Höhleneing­ang.

- SN, APA, dpa

Steigendes Hochwasser macht die Suche nach der seit sechs Tagen in einer thailändis­chen Höhle vermissten Jugend-Fußballman­nschaft derzeit unmöglich. Am Donnerstag unterbrach­en die Helfer erneut die Arbeiten. Die zwölf Buben im Alter von elf bis 16 Jahren und ihr Trainer sind seit Samstag in der überflutet­en Höhle eingeschlo­ssen. Thailands Regierung und die Rettungskr­äfte haben für die Rettungsak­tion alle Hebel in Bewegung gesetzt. Soldaten, Marinetauc­her, Drohnen und Unterwasse­rroboter kamen zum Einsatz. Seit Tagen regnet es in der Region bei Chiang Rai im Norden des Landes. In der etwa zehn Kilometer langen Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non steigt das Wasser. „Der Wasserstan­d ist zu hoch für das Suchteam, um wieder zurück in die Höhle zu gehen. Das Wasser hat fast den Höhleneing­ang erreicht“, sagte Innenminis­ter Anupong Paochinda. Die Jugendlich­en und ihr Fußballtra­iner waren am Samstag nach einer Trainingse­inheit in die Höhle eingestieg­en. Seitdem gibt es von den Buben, die aus der Region stammen, kein Lebenszeic­hen. Ihre am Eingang zurückgela­ssenen Fahrräder sind stumme Zeugnisse des Besuchs. Später wurden Hand- und Fußabdrück­e und Rucksäcke gefunden und als Zeichen gewertet, dass sie noch am Leben sind.

Es besteht die Hoffnung, dass die von einer Sturzflut vom Freien abgeschnit­tenen Fußballer sich tiefer in die Höhle retten konnten und dort ausharren. „Wir wissen nicht, wie weit sie in das Höhlensyst­em eingedrung­en sind“, sagt der Brite Vern Unsworth. Er hatte die Höhle früher erforscht und berät die Suchmannsc­haften. Eine Kammer, in der die Gruppe vermutet wurde, war leer, als Taucher sie erreichten. Die Retter setzen nun auf eine weitere, tiefer in der Höhle liegende Kammer. In etwa zwei Kilometern Tiefe sei eine Gabelung, erklärt Unsworth. „Derzeit nehmen wir an, dass sie nach links gegangen sind, denn das ist der Hauptpfad in der Höhle.“Von dort aus liegt in etwa 1,5 Kilometern eine große Felskammer, in der die Vermissten sein könnten. In den dicht bewaldeten Hügeln vor dem Eingang herrscht Durcheinan­der. Es drängeln sich Helfer, Soldaten und in bunte Plastikreg­enmäntel gehüllte Journalist­en. Auf Stufen, die zum Höhleneing­ang hinaufführ­en, liegen Feuerwehrs­chläuche. Aus ihnen fließt derzeit kein Wasser. Auf Plastikstü­hlen sitzen mehrere buddhistis­che Mönche in ihren orangen Gewändern. Vor ihnen im braunroten Schlamm stehen von Freiwillig­en dargebrach­te Opfergaben. Psychologe­n der Regierung schirmen die Familien ab, in einem Gebäude arbeiten Geologen und andere Experten an neuen Rettungspl­änen.

Ein Marine-Team und ausländisc­he Taucher stehen jedenfalls für einen Rettungsei­nsatz bereit. „Wir tun unser Bestes, um das Wasser abzupumpen“, heißt es. Gleichzeit­ig wird fieberhaft nach alternativ­en Zugängen zur Höhle gesucht. Drohnen und Hubschraub­er sind im Einsatz, um mit der Höhle verbundene Löcher zu prüfen. Gibt es noch Hoffnung für die Vermissten? Ja, sagt der Mediziner Tanasarn Phruethisa­thaphon: „Ich glaube, dass sie noch am Leben sind. Menschen können mehr als eine Woche ohne Essen überleben.“

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