Hörverlust macht einsam Je stärker der Hörverlust im Alter ist, desto schneller verschlechtert sich die Denkleistung.
SALZBURG. Es gibt nicht mehr viele Krankheiten, die mit einem Tabu behaftet sind: Prominente sprechen über Krebs, über Organtransplantationen, über Probleme mit Alkohol und anderen Drogen. Eines der größten Tabus ist jedoch die Schwerhörigkeit. Wer schlecht hört, will das nicht gern zugeben und versteckt es vor anderen. Er zieht sich zurück, leidet still und wird einsam. Darüber geredet wird selten, schon gar nicht vor anderen.
Den meisten Patientinnen und Patienten kann mit einem Hörgerät oder einem Hörimplantat geholfen werden. Hörgeräte sind dank verbesserter Technik, schöneren Designs und Anpassungsschulung angenehmer zu tragen als noch vor Jahren. Und sie werden immer kleiner und unsichtbarer. Trotzdem „liegen sie häufig im Nachtkastl“, stellen Experten fest. Das hat tiefere Gründe: Ein Hörgerät hat nach wie vor nicht das Image einer Brille, die als selbstverständliche Sehhilfe gilt. Schwerhörige Menschen schämen sich und haben Angst, als alt oder gar dement abgestempelt zu werden. Mitunter schon von Angehörigen und Freunden, die damit nicht umgehen können und glauben, das Problem wäre erledigt, wenn sie nur umso lauter mit den Betroffenen reden würden.
Es ist aber keine Alternative, ein Hörgerät nicht zu nehmen oder sich lange Zeit vor der Anschaffung zu drücken. Denn je stärker der Hörverlust im Alter ist, umso schneller verschlechtern sich auch das Gedächtnis und andere Denkleistungen. Wortschatz geht verloren und es ist schwierig, sich das alles wieder anzutrainieren.