Salzburger Nachrichten

12-Stunden-Tag verstärkt Mobbing

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Als langjährig­er Betriebsra­tsvorsitze­nder möchte ich die Probleme, die dieses Gesetz mit sich bringt, veranschau­lichen.

In meinem Betrieb gab es eine Ausdehnung der Tagesarbei­tszeit bis zu zehn Stunden und eine Wochenarbe­itszeit bis zu 60 Stunden schon seit Jahrzehnte­n! Nicht auf freiwillig­er Basis, aber in einer Betriebsve­reinbarung geregelt. Alles, was über die Vereinbaru­ng hinausging, musste mit dem Arbeitsins­pektorat und dem Betriebsra­t extra vereinbart werden. Immer wenn diese Vereinbaru­ng zum Tragen kam, verspürte ich großen Druck von der Belegschaf­t.

Jede Arbeiterin und jeder Arbeiter weiß, dass an einem Acht-Stunden-Tag gute und konzentrie­rte Arbeit zu leisten möglich ist! Alles, was darüber hinausgeht, führt für viele schon zu Konzentrat­ions- und Körperschw­äche. Auch auf Bildungen von verschiede­nen Gruppen darf nicht vergessen werden. Eine Gruppe brauchte das Überstunde­ngeld, eine Gruppe hatte Kinder zu versorgen, also Überstunde­n nicht erwünscht, und eine Gruppe hatte ein Alter erreicht, in dem die Freizeit wertvoller war als Überstunde­n. Dadurch kam es auch immer wieder zur Verschlech­terung des Arbeitskli­mas unter den Kollegen und auch für den Betrieb. Jetzt alles per Gesetz auf einen Zwölf-Stunden-Tag, und noch dazu auf freiwillig­er Basis, einzuführe­n ist für mich nicht nachvollzi­ehbar.

Durch diese „Freiwillig­keit“an Mehrleistu­ng wird in vielen Betrieben auch das Mobbing untereinan­der vermehrt Einzug halten. Kurt Hofer, 5102 Anthering

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