Paradiese hinter der Gartentür
Bunte Blumenrabatten, feinster englischer Rasen und Hochbeete voll Gemüse. Die SN warfen einen Blick in grüne Oasen am Tag der Offenen Gartentür.
Blumen, englischer Rasen und Gemüsebeete. Die grünen Oasen der Salzburger.
Man kann es sich kaum vorstellen. Wo heute mannshohe Stauden in Lila und Weiß blühen und ein lauschiges Plätzchen mit Gartenstühlen und Sonnenschirm zum Ausruhen einladen, war noch vor zehn Jahren nichts als nackter Asphalt. Marcel und Julia Hasenrader aus Ebenau sind die Besitzer dieser kleinen, aber feinen Wohlfühloase. „Als wir das Haus gekauft haben, war der Garten die Einfahrt zur Garage“, erzählen sie. Bald sei klar gewesen, dass aus der tristen Einfahrt ein Blütenparadies werden soll. Große Pläne habe man nicht gemacht, man sei einfach ans Werk gegangen, begleitet von den wohlmeinenden Kommentaren der Nachbarn und Bekannten: „Ihr wisst schon, dass das ein Haufen Arbeit wird.“
Die Tore und Türen zu 38 Gärten im ganzen Salzburger Land öffneten sich am Sonntag. Alle drei Jahre veranstaltet die Landwirtschaftskammer diesen Tag der Offenen Gartentür. Neben Obst- und Gemüsegärten sowie Blumengärten gab es Orangerien, Kaktusgärten, Schwimmteiche und Skulpturengärten zu bewundern.
Der Haufen Arbeit im Hause Hasenrader hat sich gelohnt. Blumenbeete sind entstanden, Rasenflächen, gepflasterte Wege und eine Blüteninsel mitten im Grün. Dabei hat das Paar auch seine Herkunft einfließen lassen. Marcel Hasenrader ist gebürtiger Australier mit britischer Mutter.
Deren Heimat findet sich im Rasen wieder. „Die Samen hab ich aus England mitgebracht.“Seine Frau kommt aus dem deutschen Dessau und nutzte das Know-how aus ihrer Kindheit: „Bei uns zu Hause gab es einen schönen Garten. Es wurde viel im Garten gearbeitet und dabei lernt man natürlich einiges.“
Doch auf den 250 Quadratmetern Garten finden sich nicht nur Blumen, sondern auch Kräuterbeete, ein Gemüsegarten, der Feengarten der beiden Töchter Louisa und Sophia sowie ein kleines Gewächshaus. Gegossen wird mit Regenwasser. Neue Projekte stehen vorerst nicht an: „Wir haben den Platz bis aufs letzte Eck ausgenutzt. Nun bräuchten wir eine neue Etage.“Marcel Hasenraders Tipp für Hobbygärtner: „Sich nicht an Regeln halten. Wer sagt, dass ein Beet nicht breiter als 60 Zentimeter sein kann oder Gartenwege immer gerade sein müssen?“
Ein paar Kilometer weiter in Fuschl kommen alle Kräuterhexen auf ihre Kosten. „Kräuterfee“korrigiert Sophie Brandstätter mit einem Lächeln. Mehr als 150 Heilpflanzen finden sich im Kneipp-Kräutergarten. Von der Brennnessel – „eines der größten Heilkräuter überhaupt“– über die Zitronenmelisse bis hin zum Diptam, ein Kraut, das „die Blutgefäße durchspült“. Kräuter begleiten Brandstätter tagtäglich. „Ich koche und pflege mich damit, ich mache Kräuterkuren. Kräuter sind an jedem Wegesrand, viele wissen es bloß nicht.“
Im Garten von Gerhard Oberholzner und Maria Brandstetter in Elixhausen weiß man nicht, wohin man zuerst schauen soll. Auf 2500 Quadratmetern erstreckt sich das Refugium der beiden. Dort ein Schwimmteich samt Koi-Karpfen und Seerosen, dort eine Orangerie voll behangen mit Weintrauben, Orangen, Zitronen und Mandarinen. Dazwischen ein Kaktushaus und überall Tonfiguren, gefertigt vom Hausherren persönlich. „Als meine Frau vor Jahren einen Töpferkurs gemacht hat, hat mich diese Leidenschaft gepackt“, erzählt der gelernte Tapezierer. Inzwi- schen hat er die Leidenschaft zum Beruf gemacht und verkauft seine Kunstwerke zu Hause und auf Märkten. Und so hängen in der Orangerie Affen, am Teich tummeln sich Pinguine, zwischen den Kakteen sonnt sich ein Krokodil. Die Schaulustigen werden vom Obst- und Gartenbauverein Elixhausen bewirtet. Michael Wagner, stellvertretender Obmann ist voll des Lobes für das heurige Gartenjahr: „Das warme Wetter beschert uns eine reiche Ernte.“Schön sei auch zu beobachten, dass vor allem junge Familien wieder vermehrt ihr eigenes Gemüse anbauten.
So viel Freude der eigene Garten macht, so viel Arbeit ist er. „Hier ist erst mal Schluss“, sagt Oberholzner, der seine grüne Oase am liebsten mit einem Flascherl Wein genießt.
„Brennnesseln sind das tollste Heilkraut überhaupt.“ Sophie Brandstätter, Kräuterfee