Elfmeter entscheiden die ersten Achtelfinale
Nach einem 4:3-Sieg im Elferschießen gegen die favorisierten Spanier steht Russland im WM-Viertelfinale. Einer stach besonders hervor.
Russland und Kroatien qualifizierten sich bei der WM für das Viertelfinale.
Elfmeterkiller Igor Akinfejew rutschte selig auf dem Bauch über den regennassen Rasen. Stolz und glückselig hat WM-Gastgeber Russland den Sieg im AchtelfinalThriller gegen Spanien gefeiert. „Wir haben an zwei Dinge geglaubt: An das Wunder und an Akinfejew“, sagte Russlands Torschütze Artjom Dsjuba. Für Spanien endet im Regen von Moskau hingegen nicht nur die Fußball-WM, sondern auch die Ära von Andrés Iniesta. Der geniale Spielmacher bestätigte am Sonntag seinen Rücktritt. Der Weltmeister von 2010 und große Titelfavorit fährt nach Hause – geschlagen von einer willensstarken Sbornaja. Für die Spanier war es nach 2002 und 1986 die dritte Elfmeterniederlage bei einer WM.
Mehr als 70.000 beglückte Fans im Luschniki-Stadion schrien ohrenbetäubend, als Torhüter-Held Igor Akinfejew den entscheidenden Elfmeter für Russland hielt. „Wir hatten genügend Möglichkeiten und mussten uns dann auf diese Lotterie einlassen“, sagte Trainer Fernando Hierro. „Der Schmerz ist groß, bei den Spielern, beim Trainerteam, bei der ganzen Delegation. Wir hatten große Hoffnungen.“
Für die Russen ist der Einzug in die Runde der acht Besten nach dem 4:3 im Elfmeterschießen an diesem Samstag in Sotschi gegen Kroatien der größte Erfolg seit dem Viertelfinaleinzug der damaligen Sowjetunion bei der WM 1970.
Erfolgscoach Stanislaw Tschertschessow blieb auch in der Stunde seines größten Triumphs gelassen. „Es ist der Anfang der WM, deshalb muss ich mir noch Emotionen aufheben“, sagte der frühere Torhüter beim FC Tirol. „Ich denke nur an das nächste Spiel, so einfach ist das.“
Beim Elfmeterschießen avancierte Akinfejew mit zwei gehaltenen Schüssen von Koke und Iago Aspas zum Matchwinner. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 1:1) gestanden. „Ich bin nicht der Man of the Match. Die Männer des Spiels sind unser Team und die Fans“, sagte der Keeper, als er zum besten Spieler ausgezeichnet wurde.
Dagegen endet die WM für Spanien mit einer herben Enttäuschung. Das Scheitern dürfte das Ende der Generation um Iniesta bedeuten. Interimscoach Fernando Hierro konnte die erfolgreiche Arbeit seines kurz vor Turnierbeginn geschassten Vorgängers Julen Lopetegui nicht fortsetzen. Mit einem Eigentor des 38 Jahre alten russischen Rekord-Nationalspielers Sergej Ignaschewitsch (12.) war der Favorit in Führung gegangen, Dsjuba glich per Handelfmeter unter ohrenbetäubendem Jubel der Fans aus (41.). Danach rettete sich der Gastgeber über die lange Zeit bis zum Elfmeterschießen.
Schlussmann Akinfejew konnte sein Glück nach dem Abpfiff kaum fassen: „Das ist eine völlige Leere – vor Freude. Wir haben versucht, unser Tor zu verteidigen. Das haben wir geschafft und auf das Elfmeterschießen gehofft.“Dagegen machte Spaniens Kapitän Sergio Ramos aus seinem Frust keinen Hehl. „Das ist einer der schwierigsten Augenblicke in meiner Karriere. Alle Zuschauer haben gesehen, dass wir alles getan haben. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“
„Es ist Tatsache, dass das mein letztes Spiel heute war. Eine wundervolle Etappe ist zu Ende gegangen“, sagte der niedergeschlagene Iniesta. Der Finaltorschütze vom Triumph der La Roja 2010 hört ohnehin beim FC Barcelona auf und wechselt in die japanische Liga.
Ballbesitz allein brachte die Spanier am Ende auch nicht weiter: 1029 Pässe spielten die Iberer – erstmals seit der Datenerfassung 1966 wurde in einem WM-Spiel die Marke von 1000 Pässe geknackt. Doch am Ende jubelte Russland.