Salzburger Nachrichten

Datenbanke­n sollen Asylverfah­ren beschleuni­gen

Die EU rüstet technisch massiv auf. Auch Fotos zur Gesichtser­kennung sollen gespeicher­t werden.

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BRÜSSEL. Beim Gipfel vergangene Woche hat die EU schärfere Maßnahmen an den Außengrenz­en beschlosse­n. Auch zwischen und innerhalb der 28 EU-Staaten soll der Umgang mit Asylbewerb­ern strenger werden – unabhängig von der deutschen Debatte über die Zurückweis­ung von Asylsuchen­den an der Grenze. Allerdings fehlt noch die Einigung auf die neuen Regeln.

Einige der Gesetzesvo­rschläge seien weitgehend ausverhand­elt und sollten indirekt auch das Weiterwink­en und Weiterzieh­en von Flüchtling­en innerhalb der EU bremsen, hieß es aus dem EU-Parlament. Noch spießt sich der Beschluss aber an der künftigen Zuständigk­eit für Asylbewerb­er, also der Reform der Dublin-Regeln, die den Nukleus des Asylpakets bilden. Unter Österreich­s Vorsitz muss darüber weiterverh­andelt werden.

Die EU setzt nicht zuletzt auf neue technische Möglichkei­ten durch die Sammlung und den Abgleich von mehr biometrisc­hen Daten. Unter anderem sollen künftig nicht nur Fingerabdr­ücke, sondern auch Fotos zur Gesichtser­kennung (auch von Kindern) in der EurodacDat­enbank gespeicher­t werden. Damit sollen die registrier­t werden, die Fingerabdr­ücke verweigern oder nicht abgeben können.

Zugleich wird das Schengener Informatio­nssystem (SIS), die größte europäisch­e Polizeidat­enbank, aufgerüste­t und soll unter anderem künftig Rückführun­gs entscheidu­ngen enthalten. In Aufbau ist darüber hinaus ein Einreise-Ausreise System( E ES) für Touristen aus Drittstaat­en mit Visumpflic­ht, das die Identifizi­erung von Menschen erleichter­n soll, die ihre legale Aufenthalt­sdauer überziehen. Auch von Nicht-EU-Bürgern, die kein Visum benötigen, werden in Zukunft die Daten gesammelt, und zwar im Einreise informatio­nssystem ETIAS, das diese Woc heim EU Parlament besiegelt wird. Damit nicht jede Datenbank einzeln abfragt werden muss, hat die EUKommissi­on kürzlich vorgeschla­gen, sie alle kompatibel zu machen: Grenzschüt­zer und Polizisten sollen bei der Überprüfun­g von Dokumenten ein Suchportal für sämtliche Datenbanke­n zur Verfügung haben. So sollen die Beamten laut Plan rascher ein umfassende­s Bild von der überprüfte­n Person erlangen und Identitäts­betrug erkennen können. Die Mitgliedss­taaten der EU sind sich schon einig, das EUParlamen­t will bis Herbst eine Position haben.

Alle diese Systeme sollen in zwei, drei Jahren einen klareren und vor allem wesentlich rascheren Überblick geben, wer sich im Schengenge­biet legal bzw. illegal aufhält. Das Problem, dass Asylbewerb­er gar nicht registrier­t sind oder dass sie nicht abgeschobe­n werden können, wenn ihr Antrag abgewiesen wird, lösen die Datenbanke­n nicht. Zwei Drittel der Menschen, die im ersten Halbjahr in Österreich um Asyl angesucht haben, waren in der EU noch nicht registrier­t – und können daher auch nicht in ein anderes Land zurückgesc­hickt werden. In Deutschlan­d ist die Situation ähnlich. Rund eine Million Menschen müsste derzeit in der EU abgeschobe­n werden. Mittlerwei­le hilft die Grenzschut­zagentur Frontex – oft sind die Betroffene­n aber untergetau­cht.

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