Assad-Regime greift wieder an
Die von Russland, Syrien und den USA erklärte Deeskalationszone ist zusammengebrochen. Moskau und Damaskus wollen den Süden des Landes unter Kontrolle bringen.
Nach heftigen Angriffen im Süden Syriens haben Rebellen mehrere Orte kampflos an regierungstreue Truppen übergeben. Für mindestens acht Orte im Osten der umkämpften Provinz Daraa seien Abkommen unter Einbeziehung Russlands erzielt worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Daraa grenzt an Israel und Jordanien.
Angesichts der instabilen Lage verlegte die israelische Armee weitere Panzer- und Artillerietruppen auf die Golanhöhen. Israels Streitkräfte seien auf mögliche Entwicklungen vorbereitet, teilte die Armee mit. Die israelische Regierung befürchtet, dass die iranischen Verbündeten Assads bis an die Grenze vorrücken könnten, sollte die syrische Armee die Region vollständig einnehmen. „Wir werden unsere Grenzen verteidigen“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Iran hat mehrfach erklärt, Israel vernichten zu wollen. Israel werde im Rahmen seiner Möglichkeiten humanitäre Hilfe leisten, aber ein Eindringen auf sein Gebiet nicht dulden.
Die Stadt Daraa gilt als Wiege des Aufstands gegen Assad, der im März 2011 begann. Die Region um die Stadt gehört zu den letzten Rebellengebieten. Russland als AssadVerbündeter sowie die USA und Jordanien hatten sich vor einem Jahr auf eine sogenannte Deeskalationszone für die Region geeinigt. Syrien und Russland begannen trotzdem vor mehr als zehn Tagen mit Angriffen. Die UNO schätzt, dass mittlerweile rund 160.000 Menschen in die Flucht getrieben wurden. Hilfsorganisationen warnen, es könnte sich ein Szenario wie in Aleppo oder Ost-Ghouta wiederholen. Mit russischer Luftunterstützung hatten Regierungstruppen diese Gebiete wieder unter Kontrolle gebracht. Dabei starben Tausende Zivilisten. Die Angriffe legten große Teile der Städte in Schutt und Asche.
Israels Armee stellt sich bereits auf die Behandlung zahlreicher Verletzter aus Syrien ein.
Rund 66.000 Menschen, die vor den Luft- und Artillerieangriffen geflohen sind, strandeten indessen an der Grenze zu Jordanien, das sie nicht einlässt. Am Samstag lieferte die jordanische Armee Hilfsgüter für die Vertriebenen jenseits der Grenze, wie eine Regierungssprecherin in Amman sagte. Die Lastwagen transportierten demnach vor allem Lebensmittel und Trinkwasser. Das kleine Jordanien beherbergt nach UNO-Angaben bereits 650.000 syrische Flüchtlinge, die Regierung geht aber von einer inoffiziellen Zahl von 1,3 Millionen Syrern aus, die seit 2001 ins Land kamen. Jordanien zählt 9,5 Millionen Einwohner.