Geh heast, da spielt’s schon wieder Granada
Sympathische Echtheit: Granada festigen mit dem zweiten Album „Ge bitte“ihren wichtigen Platz in der Austropop-Szene
Gern wäre man wieder siebzehn, wenn man sich das neue Album der steirischen Band Granada anhört. Auf „Ge bitte“erzählen Songs von Städten, Frauen, Gin und Regen. Der zweite Longplayer der Band wurde gerade rechtzeitig zum Sommerbeginn veröffentlicht. Und dabei erscheint zunächst auch alles wie gehabt: Gute-Laune-Austropop trifft auf Balkan-Rhythmen und Folk-Blues. Man will sich frei fühlen, verzweifelt, oder unverblümte Refrains mitsingen.
Spätestens seit ihrem Kassenschlager „Ottakring“sind die fünf Burschen von Granada in der oberen Liga der österreichischen Popszene angekommen. Sänger Thomas Petritsch war – unter anderem bezaubernd traumwandlerisch im Singer-Songwriter-Format als Effi – bereits als Solokünstler durch die Lande getingelt, Gitarrist Lukacz Custos, Drummer Roland Hanslmeier, Bassist Jürgen Schmidt und Akkordeonspieler Alexander Christof bilden gemeinsam mit ihm die Band Granada.
Und wenn Granada mit ihrem neuen Werk nun wieder die IndieGitarren rausholt und mit eingängigen Drums und balkangetauchten Akkordeonklängen mischt, kommen eingängige Melodien mit einer angenehmen Folknote heraus. Bei genauerem Hinhören tauchen dabei vermehrt melancholische Untertöne auf. Im Schunkler „Verwoitn“heißt es: „Wennst manst, sie kennan uns verwoitn / Jo, dann vergiss net, dass da Grenzsta jo scho steht.“Ein bisschen Dampf ablassen, ein sozialkritischer Seitenhieb. Nur so viel subversiv sein, dass es nicht unangenehm wird.
Ganz ohne Plattitüden kommen die fünf Burschen rund um Granada aber nicht aus: Im Song „Berlin“schimpft die Band über die deutsche Großstadt – da wünscht Leadsänger Petritsch der Ex-Freundin mit ihrem neuen Freund tausend Kinder im Scheiß-Berlin. Eine Nummer, die textlich zwar abgelutscht klingt, aber rhythmisch schwungvoll daherkommt.
Ein wenig zynischer schwingen Songs wie „Mallorca im Regen“oder „Sauna“, in denen Granada menschliche Errungenschaften wie die Schwitzkammer glorifiziert: „Huach ma zua. Die reine Körperkultur“heißt es da hochpoetisch in „Sauna“. Und dabei bleiben die Männer rund um Petritsch stets entspannt. Granada kommt ohne kraftvolle Brunftschreie oder prolliges Gehabe aus. Petritsch braucht nicht das Alter Ego eines verwirrten Genies oder Stegreifphilosophen zu erfinden, um zu bestehen. Ein bisschen Haudrauf-Rock mischt er lässig zu sympathischer Authentizität. Die Herren aus Graz musizieren auf internationalem Niveau. Und das Publikum am Donauinselfest vor ein paar Tagen schwofte bei der Albumpräsentation mit, während das Akkordeon von Alexander Christof zu Höchstleistungen auffuhr. Die Grazer Combo hat auf ihrer neuen Platte sowohl ihren Platz als Mitglied der Runde des Austropop gefunden als auch ihre Rolle darin gefestigt: als eine Band mit viel Lebensfreude und geerdeter Rockstar-Attitüde. Album: Granada: „Ge bitte“(Karmarama/Sony)