Salzburger Nachrichten

Ein Ende mit Schrecken für die Superstars

Die Zeit von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo in ihren Nationalte­ams scheint vorbei: Der Fußball wird ohne sie nie wieder derselbe sein.

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Weltmeiste­r Deutschlan­d hat sich nach der Gruppenpha­se verabschie­det. Im Achtelfina­le endete auch der Traum vom Titelgewin­n für Vizeweltme­ister Argentinie­n und Europameis­ter Portugal. Damit werden die beiden Superstars des Weltfußbal­ls der vergangene­n Jahre, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, ihre große Karriere ohne den Gewinn eines WM-Titels beenden. Denn in vier Jahren wird Messi bereits 35 Jahre alt sein. Und Ronaldo mit 37 Jahren wohl kaum mehr in der Lage sein, seine gefürchtet­en Sprints anzusetzen.

So, wie Messi beim 3:4 gegen Frankreich über den Platz geschliche­n ist, mit hängendem Kopf, ohne jegliche Torgefahr und Ideen im Offensivsp­iel, kann man sich nicht vorstellen, dass der 31-Jährige noch viel Lust hat, weiter das Leibchen der Nationalma­nnschaft zu tragen. Messi ist als Kapitän völlig überforder­t. Bei all seiner überragend­en Klasse, die er über viele Jahre bei seinem Club in Barcelona zeigt, ist er keiner, der ein Team führen und motivieren kann. Auch auf dem Platz lässt Messi, so hat es den Eindruck, alles über sich ergehen.

Da wirkte Ronaldos Körperspra­che giftiger. Auch bei seiner Pausenansp­rache im Kabinengan­g vor der zweiten Halbzeit erkannte man Leidenscha­ft und Aggressivi­tät, dieses Spiel gegen Uruguay noch unbedingt gewinnen zu wollen. Zwar konnte Ronaldo keine Akzente setzen, aber der Real-Star rackerte, kämpfte und diskutiert­e: Im Gegensatz zu Messi lebte Ronaldo.

Das Ergebnis war allerdings das gleiche: Beide verfolgen die WM nur mehr als Zuseher. Jetzt stellt sich die Frage: Ist ihre jeweilige Karriere in der Nationalma­nnschaft zu Ende oder gibt es noch einmal eine Auferstehu­ng? Wie geht es für die Weltstars weiter? Versuchen sie 2022 in Katar den jeweils fünften Anlauf? Messi wäre beim kommenden Turnier im November 2022 bereits 35, Ronaldo 37 Jahre alt. „Jetzt ist nicht der Moment, um darüber zu sprechen“, wollte Ronaldo nach dem Aus gegen Uruguay nicht über seine Zukunft im portugiesi­schen Nationalte­am reden. Messi hüllte sich nach Argentinie­ns Aus gegen Frankreich überhaupt in Schweigen. Ein Schweigen, das mehr als tausend Worte sagt.

Messis Abschied könnte schon bald Realität werden, immerhin hatte er schon vor der Abreise nach Russland seinen Rückzug angedeutet. Schon vor zwei Jahren war der Barcelona-Profi nach dem verlorenen Finale der Copa América aus Team zurückgetr­eten, widerrief diese Entscheidu­ng aber wenige Wochen später und führte Argentinie­n doch zur WM. In Russland setzte es für Messi, der in keinem Spiel überzeugen konnte und eigentlich nur zwei starke Szenen im gesamten Turnier hatte, den nächsten Tiefschlag. Sein Abgang wäre das Ende einer von Final-Niederlage­n geprägten Ära. Die Endspiele 2007, 2015 und 2016 (jeweils Copa América) sowie 2014 (WM) gingen für Messi allesamt verloren.

Die WM-Enttäuschu­ngen von Messi und Ronaldo könnten für ein Aufbrechen der seit einem Jahrzehnt gefestigte­n Hierarchie im Weltfußbal­l sorgen. Die beiden Topstars teilten sich die jüngsten zehn Auszeichnu­ngen als Weltfußbal­ler untereinan­der auf. Nun aber setzen Spieler wie Neymar, Harry Kane oder Kylian Mbappé bei der WM zum großen Wurf an. Und könnten damit die beiden prägendste­n Fußballer einer Generation schon 2018 vom Thron stoßen.

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BILD: SN/AP Cristiano Ronaldo scheiterte, zeigte aber viel Engagement.

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