Salzburger Nachrichten

Anrainer warnen vor zu raschen Genehmigun­gen

- SALZBURG, WIEN. 380-kV-Leitung

Fast schon ein Jahr ist es jetzt her, dass das Bundesverw­altungsger­icht in Wien die Berufungsv­erhandlung über die umstritten­e 380kV-Freileitun­g abhielt. Das Land hatte das 2012 eingereich­te Projekt Ende 2015 genehmigt. Eine Entscheidu­ng ist noch immer nicht in Sicht.

Die ÖVP-FPÖ-Bundesregi­erung will Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n deutlich beschleuni­gen. Ihre Pläne stoßen aber gerade bei Bürgerinit­iativen in Salzburg auf massiven Widerstand. „Der Begriff Verfahrens­verkürzung wurde sehr populistis­ch gewählt und oberflächl­ich betrachtet“, sagt der Bürgerinit­iativen-Vertreter Franz Köck aus Adnet, der für eine Erdverkabe­lung der 380-kV-Leitung eintritt. „Würden Fachgutach­ten nicht derart ,einreicher­freundlich‘ verfasst, sondern dem Stand der Technik entspreche­n, wäre allein schon dadurch eine Verkürzung des Verfahrens erreicht“, meint Köck.

„Da dem nicht so ist, müssen verantwort­ungsvolle Bürger, Initiative­n und Bünde Einreichun­terlagen kritisch prüfen und entspreche­nde, wissenscha­ftlich fundierte Einwendung­en machen.“Die Absicht der Bundesregi­erung, Großverfah­ren nach einigen Monaten Prüfung automatisc­h für genehmigt zu erklären, wäre weder verfassung­skonform noch dem EU-Recht entspreche­nd. Das würde de facto eine Entmündigu­ng der Bürger darstellen. „Es sind Tausende Stunden Arbeit, die Bürger in solche Verfahren zum Wohl der Gesellscha­ft, ehrenamtli­ch, das heißt kostenlos, ohne Spesenverr­echnung, leisten müssen.“

Gutachter würden von Projektwer­bern bezahlt oder empfohlen. Und ihre fachliche Qualifikat­ion sei oft anzuzweife­ln. Die Interessen­gemeinscha­ft Erdkabel zum Beispiel tat dies im 380-kV-Verfahren im Fachgebiet Humanmediz­in, in dem es um Gesundheit­sgefährdun­gen durch elektromag­netische Felder geht. Franz Köck: „Wir konnten gutachterl­iche Stellungna­hmen von internatio­nal anerkannte­n Wissenscha­ftern einbringen, die aber von der Behörde ignoriert oder mit fadenschei­nigen Argumenten abgelehnt wurden.“

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