Tödliche alpine Rutschgefahr
Das perfekte Wetter lockt viele Wanderer auf die Berge. Doch der schneereiche Winter hat seine Spuren hinterlassen: in Form von Schneefeldern. Was Bergfexe nun beachten sollten.
Informieren, informieren, informieren – Alpinpolizist Walter Stocker wird nicht müde zu betonen, wie wichtig dies für Wanderer und Kletterer bei den aktuell vorherrschenden Witterungsverhältnissen sei. Der Anlassfall ist ein trauriger: Wie am Montag bekannt wurde, stürzte eine Tschechin am Sonntagvormittag im Bezirk Liezen tödlich ab. Die 45-jährige Frau verlor auf einem Klettersteig an der Dachstein-Südwand Richtung Hunerscharte den Halt und fiel 250 Meter in die Tiefe.
„Die Frau war in einer Vierergruppe unterwegs. Ein Teil des Klettersteigs war noch von einem Schneefeld bedeckt und somit lag auch die Seilsicherung unter dem Schnee. Als die Frau fast oben angekommen war, rutschte sie aus und stürzte in die Tiefe“, erzählt Alpinpolizist Stocker, der nach dem Unglück vor Ort war.
Unfälle mit Schneefeldern halten die Einsatzkräfte in diesem Jahr besonders auf Trab. Der schneereiche Winter hat gerade an den Schattseiten oder in Rillen Schneereste hinterlassen. „Wir haben sowohl bei Wanderungen, als auch auf Klettersteigen in der Steiermark noch bis zu zwei Meter tiefe Schneefelder“, erklärt Stocker im SN-Gespräch.
Die Gefahr dabei: Die Oberfläche der Altschnee-Einlagerungen sei nur schwer einzuschätzen. „Die Oberfläche verändert sich ständig. Sie kann im ersten Moment ganz weich und dann plötzlich pickelhart sein, was den Wanderer in größere Probleme bringen kann“, erzählt Stocker.
Wanderer sollten sich darum vor der Tour unbedingt bei Einheimischen oder Hüttenwirten über die Bedingungen vor Ort informieren. „Das Internet verrät nämlich nichts über die Gefahren von Schneefeldern“, sagt Stocker. Außerdem sei die richtige Ausrüstung erforderlich. Gerade nun sei die Mitnahme von Steigeisen und Pickel dringend empfehlenswert. „Wobei man sich mit den Steigeisen auch auskennen muss. Für Ungeübte erhöht sich sonst das Stolperrisiko“, erklärt der Alpinpolizist.
Gut ein Monat (je nach Wetterlage) dürften sich die Schneefelder in den Bergen noch halten. Wenn man auf ein Schneefeld trifft, gibt es vom Österreichischen Alpenverein folgende Empfehlung. „Zum Queren eines Schneefelds sollten wenigstens die oberen zehn Zentimeter der Schneedecke aufgeweicht sein, damit man auch wirklich Tritte setzen kann“, rät der Leiter der Bergsportabteilung Michael Larcher. Kommt es trotz aller Vorsicht dennoch zum Unfall, empfiehlt Larcher: „Bei einem Ausrutscher ist es wichtig, sich sofort in die Bauchlage zu drehen und in der Liegestützposition mit Armen und Beinen zu bremsen – noch bevor die Geschwindigkeit so groß ist, dass man sie nicht mehr kontrollieren kann.“
Wie sich der viele Schnee in der Unfallstatistik auswirken wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Bergrettung war in der Vergangenheit auch so schon gefordert: Allein im vergangenen Jahr mussten die Retter zu 9051 Einsätzen ausrücken. Im DreiJahres-Vergleich bedeutet dies ein Plus von 18,8 Prozent an Einsätzen (2016: 7987 Einsätze, 2015: 7615). Dabei konnten 206 Personen nur noch tot geborgen werden (2016: 164 Tote).