Am Salzburgring steht alles bereit für die Party
Zum 42. Mal wird ab Donnerstag bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt um den Bachmann-Preis gelesen. Und jedes Jahr bleibt die Frage: Wer gewinnt warum?
In den vergangenen Tagen wurde noch fieberhaft am Aufbau der Bühne für das Festival Electric Love gearbeitet. Ab Donnerstag bespielen dann insgesamt 120 DJs den Salzburgring, darunter Chartstürmer wie Steve Aoki, Marshmello, The Chainsmokers oder Alle Farben. Zur sechsten Auflage des größten Festivals für elektronische Musik in Österreich werden an drei Tagen insgesamt 180.000 Besucher erwartet. Neu ist heuer eine „Secret Location“auf dem Festivalareal, die einer der Top-DJs für wenige Eingeweihte bespielt.
Die eine ist Lyrikerin, der andere Dramatiker. Sie haben eine jeweils eigene Sprache entwickelt, die sie zu eigenwilligen Charakteren reifen ließ. Sie sind markante Stimmen, das Schreiben von Prosa zählt nicht zu ihrer bevorzugten Beschäftigung. Als Erzähler gehen sie beide nicht durch, ist ihnen doch die Arbeit an der Sprache mit offenem Ausgang wichtiger als eine Handlung, die es konsequent durchzuziehen gilt.
Im vorigen Jahr erhielt der Dramatiker Ferdinand Schmalz, der mit Stücken wie „dosenfleisch“oder „jedermann (stirbt)“für Irritationen immer gut ist, den Ingeborg-BachmannPreis in Klagenfurt. Sein Siegertext ist szenisch gedacht, der Theatermann begleitet den ProsaAutor auf Schritt und Tritt. Er durchschreitet in sich verschachtelte Denk- und Seelenräume. Warum er so gut ankam bei der Jury, ist seiner Sprachintelligenz geschuldet, die aus dem Wortspiel Mehrdeutigkeiten schlägt. Damit kann Nora Gomringer, die Preisträgerin von 2015, auch mithalten.
Sie geht dynamisch und zielgerichtet vor, taktet ihren Text streng, hat tatsächlich so etwas wie eine fortschreitende Handlung im Sinn, die durch Kuriositäten hochgepäppelt wird. Gomringer wie Schmalz sind Nebenerwerbs-Prosaschreiber, sie schnuppern im Ungewohnten, was Überraschendes zutage bringt, mehr ist nicht zu erwarten. So sehen nicht Arbeiten aus, denen man längere Haltbarkeit zutrauen mag. Sie wirken wie für diesen einen Anlass in Klagenfurt, für das Wettlesen bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur erdacht.
Kathrin Passig, Preisträgerin von 2006, gab tatsächlich zu, ihre Geschichte bewusst auf den Preis hingeschrieben zu haben, weil sie dachte, herausbekommen zu haben, wie Juroren ticken. Als Autorin ist sie nach wie vor aktiv, allerdings im Bereich des Sachbuchs. Dass sie damals so bewährten Literaten wie Bodo Hell oder Angelika Overath vorgezogen wurde, ist eines der Klagenfurt-Mysterien, das nach kritischen Maßstäben nicht zu rechtfertigen ist. Gefälligkeit gegen Eigensinn, das Gewöhnliche setzte sich durch.
Die Verfasser von Romanen und Erzählungen blieben abgeschlagen. Das mag ungerecht sein, mag aber darauf zurückzuführen sein, dass die Gegenwartsliteratur nicht genug Talente hervorbringt, dass sich damit jedes Jahr ein Lesewettbewerb bestücken lässt. An gravierenden Fehlgriffen mag man den Grad der Verzweiflung der Jury ermessen, unbedingt etwas Originelles präsentieren zu müssen. Sie steht ja unter Zwang, einer breiten Öffentlichkeit wenigstens am Schluss, wenn sie das große Talent aus dem Hut zieht, die außerordentliche Qualität der Literatur glaubhaft zu vermitteln. Dann kommen so fatale Entscheidungen zustande wie jene von 2014 und 2016, als Tex Ru-
Und am Ende wird wieder ein Talent aus dem Hut gezaubert
binowitz und Sharon Dodua Otoo den Preis zugesprochen bekamen. Beide fielen durch Albernheit auf, was sich durch die Bücher, die im Nachhinein erschienen, schnell bestätigte. Rubinowitz’ Romane sind zu einem großen Teil der Willkür entsprungen, ein markanter Formwille außer der zum Kasperln ist nicht zu sehen. Sharon Dodua Otoo schützt Gedankentiefe und Theorieleidenschaft vor und kommt über Gemeinplätze und Allerweltsbestimmungen nicht hinaus. Dazu kommt eine Heiterkeit, der kein noch so schiefes Bild zu abwegig ist. Die beiden sind die Wunderkinder einer Jury mit dem Hang zum Infantilen, wenn es nur selbstbewusst genug in Erscheinung tritt. In diesem Jahr wird neben einigen bekannten Namen eine Reihe unbekannter Größen auftreten. Eine oder einer wird gewinnen – es muss ja nicht zwingend der oder die Beste sein!